Software & IT-Dienstleistungen

Wipro hat einen klaren Plan

Der IT-Dienstleister Wipro liefert weiterhin stabile operative Kennzahlen – dennoch kam die Aktie seit Februar unter Druck und brach um 23% ein. Ist jetzt ein attraktives Einstiegsniveau erreicht?

Steffen Manske,
Das Wipro Logo mit Schriftzug vor den Wipro Büros im Silicon Valley, USA
Das Wipro Logo mit Schriftzug vor den Wipro Büros im Silicon Valley, USA © AdobeStock

Nachdem Wipro am 3.12. wie angekündigt Bonusaktien im Verhältnis 1:1 ausgegeben hatte, folgten Mitte April (16.4.) die Zahlen für das vierte Quartal des Geschäftsjahres (per 31.3.). Die Ergebnisse fielen wie gewohnt unaufgeregt, aber solide aus: Zwar blieb das Umsatzwachstum verhalten, doch die Gewinne legten erneut zu. Verantwortlich dafür ist der konsequente Fokus auf Kosteneffizienz und Großkunden, der die Produktivität des indischen IT-Dienstleisters weiter gesteigert hat.

Wipro verfolgt dabei eine globale Einsatzlogik: IT-Consultants werden dort eingesetzt, wo sie für den Kunden den größten Mehrwert schaffen – geografische Grenzen spielen dabei kaum noch eine Rolle. Besonders gefragt ist Wipros Expertise bei internationalen Kunden, die ihre IT-Strukturen auf aktuelle Standards wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien, Automatisierung und Cyber-Security umstellen. Jüngstes Beispiel: ein Fünfjahresvertrag mit dem deutschen Direktvertriebsunternehmen Vorwerk. Der strategische Fokus zahlt sich auch in den Kennzahlen aus – so stieg der Umsatzanteil der fünf größten Kunden innerhalb eines Jahres von 13,4 auf 14,5%.

Internationale Auftraggeber treiben die Gewinne

Im Schlussquartal legten die Erlöse nur leicht um 1,3% auf 225 Mrd. indische Rupien (INR; rund 2,4 Mrd. Euro) zu – ein eher verhaltener Zuwachs. Doch die dahinterstehende Strategie zeigt Wirkung: Der Auftragseingang stieg um 10,5% auf umgerechnet 3,6 Mrd. Euro. Besonders dynamisch entwickelte sich dabei das Geschäft mit namhaften Großkunden wie der britischen Phoenix Group und der Fluggesellschaft Etihad Airways, die gemeinsam 1,6 Mrd. Euro zum Neugeschäft beitrugen – ein Plus von satten 48,5%.

Auch operativ konnte Wipro zulegen: Die Bruttomarge verbesserte sich von 29,2 auf 30,9%, die operative Marge stieg von 15,9 auf 17,4%. In der Folge kletterte der Betriebsgewinn um 10,5% auf 39,1 Mrd. INR. Zusammen mit einem verbesserten Finanzergebnis legte der Gewinn je Aktie (EPS) sogar um 25,8% auf 3,41 INR zu.

Etwas verhaltener zeigte sich CEO Srini Pallia bei der Prognose für das laufende erste Quartal: Er erwartet Umsätze zwischen 2,51 und 2,56 Mrd. US-Dollar, was einem Rückgang von 4,5 bis 6,5% entspräche. Diese Zurückhaltung erklärte er mit einer „dramatischen Zunahme der Unsicherheiten“ zu Jahresbeginn – vor dem Hintergrund der soliden strategischen Positionierung erscheint die Schwäche jedoch temporär.

Ohne bessere Wachstumsaussichten wird es schwer

Bei der Bewertung der Wipro-ADR (2,70 Euro; US97651M1099) sprechen die solide Bilanz ohne Nettoschulden und die für die kommenden drei Jahre erwartete Kapitalrendite von rund 24% für das Unternehmen. Allerdings erscheint das Papier mit einem 2025/26er-KGV von 20 angesichts eines erwarteten Gewinnwachstums von lediglich 1% (10-Jahres-Schnitt: 7,1%) derzeit ambitioniert bewertet – zumal der historische Durchschnitt bei einem KGV von 18 liegt.

Angesichts des verhaltenen Ausblicks und der leicht überdurchschnittlichen Bewertung stufen wir Wipro vorerst von „Kaufen“ auf „Halten“ herab. Der angepasste Stoppkurs nach Ausgabe der Bonusaktien liegt nun bei 2,33 Euro.

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