Autobauer & Zulieferer

Schneller Break-even bei Nio ein zu hohes Versprechen?

Der einst vollmundig als Tesla-Konkurrent betitelte chinesische Autobauer Nio feilt weiter an der Modelloffensive, um endlich profitabel zu werden.

Steffen Manske,
Elektroauto von Nio
Elektroauto von Nio © kittyfly - stock.adobe.com

Mit Nio verfolgen wir einen Hersteller reiner Elektrofahrzeuge praktisch schon seit seinem Gang an die New Yorker Börse im Jahr 2018. Gleichzeitig dreht sich dabei vieles um die zentrale Frage, wann und wie der Autobauer endlich die Gewinnschwelle durchbricht. Dieser Moment soll nun näherrücken. Zumindest hat dies CEO und Unternehmensgründer William Bin Li mehrfach betont und mit einem Absatz von 50.000 Fahrzeugen im Monat schon im Q4 für machbar erklärt. Das hatte auch zur Folge, dass sich den Kurs der ADR (5,61 Euro; US62914V1061) in vier Monaten von seinen Tiefständen verdoppelte.

Alleinstellung durch „Power Swap Station“

Neue Modelle wie der im Juli an den Start gegangene SUV L90 und das im September gestartete Premium-SUV ES8 sollen dazu genauso wie eine verbesserte Kostenstruktur beitragen. Die Konzernabsätze erreichten im September immerhin 34.749 Fahrzeuge (+64.1%) und Oktober 40.397 (+92.6%). Technologisch hat Nio weiter mit seiner „Power Swap Station“ zum schnellen und vollautomatischen Austausch der Batterie ein Alleinstellungsmerkmal. Aus 3.300 Stationen zur Jahresmitte sollen bis Ende des Jahres 5.000 Wechselorte werden. Das scheint uns jedoch in der Fläche und mit den Absätzen immer noch zu wenig zu sein, um diesen Teilbereich zum Break-even zu verhelfen. Dafür wären laut Experten auch 60 Wechselvorgänge pro Tag und Station nötig.

Schwarze Zahlen nicht vor 2028

Als Hindernis könnte sich zudem der gesamte chinesische Automarkt herausstellen, der überraschenderweise im Oktober um 0,8 % auf 2,27 Millionen Stück schrumpfte, während sich das Tempo bei Elektroautos von +15,5% auf +7,3% halbierte. Blicken wir auf die am 2.9. vermeldeten Q2-Zahlen, brachte eine Absatzsteigerung von 26% auf 72.056 Fahrzeuge noch keinen so richtigen Fortschritt. Der Umsatz stieg nur um 9% auf 19,0 Mrd. Renminbi (RMB; 2,3 Mrd. Euro), während sich der operative Verlust gerade einmal um 5,8% auf 4,9 Mrd. RMB verbesserte.

BYD und Great Wall Motor sind schon weiter

Deutlich zurückhaltender schätzt deshalb auch der Marktkonsens die Lage ein. Ein positives EBITDA wird erst im Gesamtjahr 2027 erwartet, beim EBIT und Nettogewinn sollen dann 2028 schwarzen Zahlen folgen. Das 2028er-KGV von 34 erachten wir allerdings als vergleichsweise hoch. Denn andere chinesische Autobauer wie BYD und Great Wall Motor sind schon längst profitabel und besitzen für 2026 ein günstigeres KGV von 18 beziehungsweise 13. Zudem wird der zukünftige Nio-Gewinn durch die im September erfolgte Kapitalerhöhung um knapp 10% weiter verwässert.

Es ist deshalb noch zu früh für ein Engagement bei Nio.

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