Halbleiterindustrie

Nvidia liefert am laufenden Band

Nvidia stürmt von einem Rekordquartal zum nächsten und macht seinem Ruf als Investorenliebling alle Ehre. Die am Mittwochabend (23.8.) frisch vorgelegten Q2-Zahlen (per 31.7.) belegen das einmal mehr. Dabei war der Halbleiterriese im Vorfeld quasi zum Erfolg verdammt, nachdem der Gründer und langjährige CEO Jensen Huang die Messlatte nach den Q1-Zahlen weit nach oben geschraubt hatte (vgl. PB v. 26.5.). Doch im Moment scheint keine Hürde zu hoch zu sein.

Getrieben von der ungebrochen hohen KI-Nachfrage  verdoppelte sich der Umsatz auf 13,5 Mrd. (Vj.: 6,7 Mrd.; Konsens: 11,0 Mrd.) US-Dollar. Der Anstieg der Bruttomarge auf das Rekordniveau von 71,2% (Vj.: 45,9%; Q1: 66,8%) zeigt zudem, dass Nvidia bei der Schlüsseltechnologie einen klaren Vorsprung besitzt, was besonders in der Datacenter-Sparte (+171%; Umsatzanteil: 76%) Früchte trägt.

Für das Q3 avisiert Nvidia einen weiteren Anstieg der Bruttomarge auf bis zu 72,5%. Der Umsatz soll dann satte 16 Mrd. Dollar betragen, nachdem im Vj. lediglich ein Umsatz von 5,9 Mrd. Dollar in den Büchern stand. Das sind Wachstumsraten, die von einigen Branchenexperten mit Vorzieheffekten begründet werden. Demnach decken sich chinesische Tech-Konzerne im großen Stil mit US-Halbleitern ein, bevor es zu spät ist.

Denn es wird befürchtet, dass die US-Regierung die Sanktionsliste um immer weitere Hochleistungschips erweitert. Das würde auch Nvidia treffen, denn rd. ein Viertel der Datacenter-Umsätze generiert der US-Konzern in China. Huang versuchte im Call zwar zu beschwichtigen. Was bzw. wann die US-Regierung diesbezüglich etwas entscheidet, kann aber keiner voraussagen.

Weiterhin äußerte sich der Firmenchef in der Telefonkonferenz optimistisch zur Lieferfähigkeit. Angesichts der rasant steigenden Nachfrage herrscht Unsicherheit darüber, ob Nvidia überhaupt ausreichend Kapazitäten verfüge. „Das Angebot wird für den Rest des Jahres und im nächsten Jahr deutlich steigen“, konstatierte Huang. Sein „Track Record“ schafft zumindest das nötige Vertrauen.

Die Zahlen sorgten in einer ersten Reaktion für Jubelstimmung an der Wall Street. Dazu hat auch ein 25 Mrd. Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm beigetragen. Knackpunkt bleibt jedoch die Bewertung. Die Nasdaq-Aktie (477,22 Dollar; US67066G1040) ist seit Jahresbeginn um mehr als 200% gestiegen, die Gewinnschätzungen hingegen nur um rd. 80%. Auch wenn bei letzteren nach den Quartalszahlen noch Nachholbedarf bestehen dürfte, erachten wir den 2024/25er-Gewinnmultiplikator von 51 (historische Bewertungsspanne: 24 bis 51) für zu hoch. pk

Wir warten bei Nvidia weiterhin auf einen Rücksetzer. 

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