Metlen – Strategisch stark, günstig bewertet und mit Wachstumsfantasie
Der griechische Industriekonzern Metlen wächst, wirtschaftet profitabel und ist moderat bewertet. Ein geplantes London-Listing könnte die Aktie mehr ins Rampenlicht rücken.

Unser neuer Mitfavorit Metlen Energy & Metals (ehemals Mytilineos) hat sich zu einem europäischen Industrie- und Energieunternehmen mit klarer Strategie, operativer Stärke und einem Geschäftsmodell entwickelt, das sich zuletzt als erstaunlich krisenresistent erwiesen hat.
Der Konzern verbindet eine kosteneffiziente Metallproduktion mit wachstumsstarker Energieinfrastruktur – und baut seine Aktivitäten jetzt gezielt in drei strategischen Zukunftsfeldern aus: kritische Metalle, Kreislaufwirtschaft und Verteidigungstechnologie.
Ehrgeizige Ziele des Managements
Allein seit 2020 konnte Metlen sein EBITDA verdreifachen – zuletzt lag es 2024 bei 1,08 Mrd. Euro. In den kommenden drei bis fünf Jahren soll dieser Wert auf 1,9 Mrd. bis 2,08 Mrd. Euro steigen – getrieben von organischem Wachstum, Investitionen in Schlüsseltechnologien und staatlich geförderten Infrastrukturprojekten.
Das Management sieht in allen Geschäftsbereichen weiteres Potenzial: rund 520 Mio. Euro an zusätzlichem EBITDA werden aus der Metallsparte erwartet, 360 Mio. Euro aus dem Energiesegment und 100 Mio. Euro aus dem Konzessions- und Infrastrukturbereich.
Die starke finanzielle Performance zeigt sich neben einem von 2016 bis 2024 erzielten durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 22% beim EBITDA auch an einer vergleichbaren Zuwachsrate von 21% bei den Umsatzerlösen.
Ein Stütze für mehr Unabhängigkeit von China
Ein Schlüsselprojekt ist der Einstieg in die Galliumproduktion: 296 Mio. Euro investiert Metlen in Europas erste industrielle Gallium-Anlage mit einer Jahreskapazität von 50 Tonnen. Das Projekt wurde als „strategisch“ im Sinne des EU Critical Raw Materials Act eingestuft – und reduziert die europäische Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten.
Parallel baut Metlen seine Plattform für Kreislaufmetallurgie aus: Mittelfristig sollen bis zu 290.000 Tonnen strategischer Materialien pro Jahr zurückgewonnen werden – mit Rückgewinnungsraten von bis zu 99%, was ein EBITDA von 220 Mio. Euro pro Jahr generieren soll. Auch in der Verteidigungssparte wird stark expandiert. Das EBITDA soll dort von aktuell 15 Mio. Euro auf 130 Mio. bis 170 Mio. Euro steigen. Das Unternehmen ist am VBCI Philoctetes-Produktionsprogramm beteiligt, was seine Ambitionen in diesem Sektor unterstreicht.
Schwerpunkt Energiesektor
Metlen zählt zu den größten privaten Stromerzeugern Griechenlands und treibt seine Expansion über die Landesgrenzen hinaus voran. In Großbritannien wurden kürzlich sechs neue EPC-Verträge für fünf Solarparks und ein Batteriespeichersystem (BESS) mit einer kombinierten Kapazität von 313,4 Megawatt (MW) unterzeichnet, mit einem Gesamtwert von ca. 110 Mio. USD.
Mit 85 erneuerbaren Projekten, die entweder abgeschlossen oder in der Entwicklung sind, darunter 58 Solarprojekte mit einer installierten Kapazität von 1,54 Gigawatt (GW) und 27 BESS-Projekte für Batteriespeichersysteme mit einer installierten Energiekapazität von 1,18 GWh, kontrolliert Metlen fast ein Drittel des britischen Marktes für stationäre Energiespeicherung.
Diese Projekte bilden den Kern eines aktiven Asset-Rotation-Modells, das Investitionen ermöglicht, ohne die Bilanz zu belasten. Die Verschuldung liegt konstant unter dem 2-fachen EBITDA, die Liquidität beträgt rund 3 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens beläuft sich auf 6,39 Mrd. Euro.
Bewertung trotz starker Performance weiter attraktiv
Die Aktie (45,42 Euro; GRS393503008) ist bereits bei einem geschätzten Gewinn je Aktie von 4,59 Euro für das Jahr 2025 mit einem KGV von 10 moderat bewertet. Da das Ergebnis je Aktie laut Analystenkonsens bis 2028 auf 7,76 Euro steigen soll, fällt das KGV perspektivisch gesehen sogar noch niedriger aus. Für 2025 wird eine Dividende von 1,61 Euro je Aktie prognostiziert, die laut Schätzungen bis 2028 auf 2,30 Euro steigen soll. Die zu erwartende Ausschüttungsrendite wäre damit respektabel.
Obwohl der Kurs seit Juni 2012 bis heute bereits von 1,34 Euro auf in der Spitze 46,48 Euro gestiegen ist, ist die Bewertung somit als nach wie vor günstig einzustufen. Insbesondere unter Berücksichtigung der skizzierten aussichtsreichen Geschäftsperspektiven.
Erklären lässt sich die Bewertung damit, dass der Titel bislang nur in Athen offiziell notiert ist. Ein geplantes Zweitlisting in London soll das ändern: Der Prospektentwurf ist eingereicht, ein Listing auf dem Hauptmarkt der London Stock Exchange ist angestrebt. Wenn es gelingt, mit diesem Schritt den Aktionärskreis zu erweitern, könnte dies mittelfristig spürbares Kurspotenzial freisetzen.
Risiken: Kapitalbindung und Umsetzung
Ein Erreichen der ehrgeizigen Wachstumsziele ist natürlich nicht garantiert. Risiken bestehen in der Projektumsetzung, bei Rohstoffpreisen oder regulatorischen Änderungen – etwa bei CO2-Preisen oder Energieexportregeln. Auch die Kapitalbindung durch Investitionen in neue Technologien ist nicht zu unterschätzen. Doch auch dank einer Kombination aus stabiler Bilanz, hoher Projektqualität und starker Marktstellung hat Metlen bislang bewiesen, dass es solche Herausforderungen meistern kann.
Metlen überzeugt mit klarer Strategie, strukturellem Rückenwind und disziplinierter Umsetzung. Der Konzern agiert auf Feldern, die für Europas wirtschaftliche Souveränität entscheidend sind – von Energiewende über Metallverfügbarkeit bis Verteidigung. Gleichzeitig ist die an der Frankfurter Börse sehr gut handelbare Aktie weiterhin attraktiv bewertet.
Aus unserer Sicht ist Metlen für Investoren, die auf die Stärken eines europäischen Industrie-Players setzen wollen, eine substanzstarke Kaufempfehlung. Den Stopp-Kurs setzen wir bei 32,70 Euro.