Halbleiterprimus TSMC surft ungebremst auf der KI-Welle
Ein blendender Geschäftsgang hat Taiwan Semiconductor nach dem Tarif-Schock im April wieder auf ein Allzeithoch an der Frankfurter Börse getrieben. Lohnt sich nun noch ein Einstieg?

Aufgrund der operativen Stärke sind wir schon länger ein Bewunderer des Halbleiterproduzenten, wurden jedoch durch den von Trump verursachten Börsencrash am 4.4. mit einem Gewinn von 69% ausgestoppt. Seitdem reitet Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (kurz: TSMC) dennoch unvermindert die KI-Welle, während die schwelende Zoll-Thematik beiseitegeschoben wird. Dies deckt sich mit der Entwicklung der gesamten Branche, wie der Aufwärtstrend des Philadelphia Semiconductor Index mit den 30 größten in den USA notierten Halbleiterherstellern und -Ausrüstern zeigt. Mitverantwortlich sind Mrd.-Fördergelder, allein in den USA stellt der „Chips and Science Act“ 280 Mrd. Dollar zur Verfügung. TSMC hat seinen US-Investitionsplan im März von 65 Mrd. sogar nochmal auf 165 Mrd. Dollar ausgeweitet. Die Taiwanesen dürften zudem etwas davon profitieren, dass der Großkunde NVIDIA wieder KI-Chips nach China liefern darf.
Ausgereizte Bewertung wichtiger als Wachstum und Margenstärke
Die gute Unternehmensstimmung wurde außerdem von hervorragenden Q2-Zahlen untermauert. Am vergangenen Donnerstag (17.7.) präsentierte das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 44,4%(!) auf 30,1 Mrd. Dollar, während die ohnehin schon gute Bruttomarge von 53,2 auf 58,6% kletterte. Der operative Gewinn wuchs auf 14,9 Mrd. Dollar (+68,5%, Marge: 49,6%). Dabei setzen immer mehr Kunden (74%) auf die leistungsfähigsten Technologien mit Strukturgrößen von 7nm oder weniger. Der Q3-Ausblick auf Erlöse von 31,8 Mrd. bis 33,0 Mrd. Dollar verspricht noch ein weiteres Wachstum von bis zu 38%. Und weil Zolleinflüsse von TSMC erst frühestens im Q4 erwartet werden, rechnet das Unternehmen im Gj. statt einem mittzwanziger nun mit einem fast 30-prozentigen Umsatzplus.
Zahlen und Ausblick konnten die TSMC-ADR (203,00 Euro; US8740391003) nach einem bisherigen Kursplus von rd. 77% nicht mehr antreiben, auch weil das Papier zu teuer geworden ist. Das KGV beträgt schon 25, während der langfristige Durchschnitt (10J.: 21) erreichte. Die Free Cashflow-Marge wird im Konsens mit 19% erwartet und schafft damit genauso wenig das historische Niveau (10J.: 23%), wie die Kapitalrendite (ROIC) mit 26% anstelle von 34%.
Warten Sie deshalb auf größere Rücksetzer, bevor Sie einen Einstieg bei TSMC in Betracht ziehen.