Die China-Falle: Warum Pekings Lieblingsbranchen Anleger oft enttäuschen
Chinas strategische Industrien glänzen zwar mit Wachstum – doch Anleger blieben oft auf der Strecke. Lesen Sie, warum das so ist und was Investoren künftig beachten sollten.

Die von der Kommunistischen Partei gestellte Regierung in Peking hat in den vergangenen Jahren gezielt Branchen wie grüne Energie, Elektrofahrzeuge, Halbleiter, Informationssicherheit, Cloud Computing, Big Data, künstliche Intelligenz, Photovoltaik, Windkraft und intelligente Fertigung gefördert.
Die Hoffnung vieler Anleger lautete dabei: Wer auf diese staatlich priorisierten Sektoren setzt, profitiert vom politisch abgesicherten Wachstum. Die Realität fällt jedoch rückblickend ernüchternd aus. Trotz beeindruckender Produktionszuwächse, technologischer Durchbrüche und einer global führenden Marktposition blieb eine wirklich nachhaltig überzeugende Langfrist-Performance aus.
Wachstum um jeden Preis – ein Problem für Anleger
Laut einer aktuellen Analyse von BCA Research liegt die Ursache in der chinesischen Industriepolitik selbst. Sobald eine Branche als strategisch wichtig gilt, fließen Kredite und frisches Eigenkapital in großem Stil. Unternehmen werden ermutigt, aggressiv zu investieren und ihre Kapazitäten auszubauen – oft weit über das ökonomisch Sinnvolle hinaus.
Diese Politik führt zu Überkapazitäten, Preisdruck und Deflation. In vielen Fällen kommen drei Faktoren zusammen: Überinvestitionen, Verwässerung durch massive Aktienemissionen und sinkende Eigenkapitalrenditen. So erhöhten chinesische Halbleiter- und Autohersteller in einzelnen Phasen ihr Eigenkapital um 20% bis 25% und starteten kostspielige Investitionsprogramme. Das Ergebnis: Negative Ergebnisse pro Aktie und deutlich gefallene Kurse, obwohl die Produktionsmengen explodierten.
Marktanteile steigen – Kurse fallen
Die Erfolgsbilanz in der Realwirtschaft ist dennoch unbestreitbar: Chinesische Solar- und Windkraftunternehmen haben heute rund 60% bzw. 70% Weltmarktanteile, Elektrofahrzeughersteller dominieren technologisch und in der Produktion, und die Halbleiterfertigung wächst rasant.
Doch die Aktien dieser Branchen haben in den letzten Jahren teils kräftig verloren. Häufig sind die Produktionskapazitäten nur teilweise ausgelastet, was die Gewinnentwicklung zusätzlich hemmt.
Nach Angaben des zitierten Research-Instituts korrelierte in den vergangenen 18 Jahren in 23 Industrie- und Schwellenländern das Wachstum der Investitionsausgaben grob gesprochen negativ mit den Aktienrenditen. Die Gesamtperformance war demnach in Ländern mit den höchsten Investitionen, wie China und Vietnam, niedriger. Im Gegensatz dazu wurden die stärksten Aktiengewinne in Ländern mit dem geringsten Wachstum der Investitionsausgaben erzielt. So verzeichneten die USA das schwächste Wachstum der Investitionsausgaben, aber die höchsten Aktienrenditen in den letzten 18 Jahren.
Historische Parallelen und Ausblick
Ein weiteres in der Studie aufgezeigtes Zusammenspiel besteht auch darin, dass Chinas Offshore-Wachstums- und Technologiewerte derzeit einem ähnlichen Kursmuster wie der japanische Nikkei nach dem Platzen der Aktienblase Ende der 1980er-Jahre zu folgen scheinen. Sollte diese Parallele anhalten, könnten die Kurse laut BCA nach der jüngsten Erholung demnächst auch wieder nachgeben – ohne die Tiefs von 2024 zu unterschreiten.
Schlussfolgern lässt sich aus alledem, dass politische Unterstützung kurzfristig oft für Aufwärtsbewegungen in China sorgt, doch dies selten zu einer wirklich nachhaltigen Outperformance führt. Besonders im Bereich großer Plattform- und KI-Unternehmen ist künftig mit starker staatlicher Einflussnahme und wenig aktionärsfreundlicher Politik zu rechnen. Wer in China investiert, sollte kurzfristige Handelsgelegenheiten nutzen, aber langfristig nicht automatisch von politisch geförderten Branchen überdurchschnittliche Renditen erwarten – denn Pekings Prioritäten und die Interessen der Aktionäre sind nach der Einschätzung von BCA Research nicht immer deckungsgleich.
Wir teilen Bedenken dieser Art durchaus, stufen die laufende Kursrally aber als nach wie vor intakt ein. Folglich bleibt es zumindest vorerst gegenüber Chinas Börsen bei unserer taktisch gesehen relativ konstruktiven Anlagehaltung.