Metalle & Bergbau

Cemex – Top-Strategie im Schatten volatiler Kursausschläge

Mexikos Baustoffkonzern Cemex gefällt mit strategischem Fokus und moderater Bewertung. Doch die zyklische Aktie ist traditionell sehr volatil. Was Anleger jetzt über Chancen und Risiken wissen sollten.

Jürgen Büttner,
Das Logo des Baustoffherstellers Cemex
Das Logo des Baustoffherstellers Cemex © JHVEPhoto | AdobeStock

Der mexikanische Baustoffriese Cemex hat im ersten Quartal mit einem Rekordergebnis von 734 Mio. US-Dollar überrascht und bei der jüngsten Zahlenvorlage trotz eines schwierigen Umfelds an der eigenen EBITDA-Prognose von über drei Mrd. US-Dollar für das Gesamtjahr festgehalten. Eine gewisse Vorsicht scheint dennoch geboten: Die Aktie des Unternehmens ist traditionell ein zyklischer Titel mit starken Auf- und Abwärtsbewegungen, die sich abrupt abwechseln können – dessen sollten sich Anleger bewusst sein.

Führungswechsel bringt neue Dynamik

Losgelöst davon hat Cemex mit der Ernennung von Jaime Muguiro zum CEO im April 2025 einen Führungswechsel vollzogen, der eine neue Phase des profitablen Wachstums einleiten soll. Muguiro will das Unternehmen agiler, effizienter und stärker auf die Bedürfnisse seiner Aktionäre ausrichten. Das neue Strategieprogramm „Project Cutting Edge“ unterstreicht diesen Anspruch: Bis 2027 sollen 350 Mio. Dollar an EBITDA durch Effizienzgewinne generiert werden – 150 Mio. Dollar davon bereits im laufenden Jahr.

Das klingt nicht nur nach operativer Optimierung, sondern auch nach einer klaren Botschaft an die Aktionäre: Cemex will seine Kapitalrendite steigern und gleichzeitig den Shareholder Value erhöhen. Eine gezieltere Kapitalallokation, schlankere Prozesse und höhere Transparenz sollen helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Auch Akquisitionen werden kritisch hinterfragt. Stattdessen veräußert man konsequent Randaktivitäten in Schwellenländern – wie zuletzt in Kolumbien, Guatemala oder der Dominikanischen Republik – um sich auf margenstärkere Märkte zu konzentrieren. Die Region USA ist inzwischen mit 32% Umsatzanteil der größte Geschäftsbereich, gefolgt von Mexiko (31%) und EMEA (29%).

Technologie, Nachhaltigkeit und Circular Economy im Fokus

Hinzu kommt ein ambitionierter technologischer Kurs: Cemex investiert in Digitalisierung, KI und Automatisierung – etwa durch die Beteiligung am Start-up Optimitive, das mit seiner KI-Software deutliche Effizienzgewinne in der Produktion verspricht. Parallel dazu wird das Geschäft durch Investitionen in CO₂-arme Produkte und innovative Baustofflösungen zukunftsfähig gemacht. Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften.

Ein zentraler Baustein dieser Transformation ist das Thema Circular Economy. Mit seinem Programm „Regenera“ verfolgt Cemex das Ziel, jährlich 15 Mio. Tonnen Abfallmaterialien in der Produktion zu verwenden und dadurch Ressourcen zu schonen. Bis 2030 will das Unternehmen über 50% der genutzten thermischen Energie aus alternativen Brennstoffen gewinnen – ein wichtiger Hebel für Emissionsreduktionen. Auch diese Maßnahmen zielen nicht nur auf Nachhaltigkeit, sondern stärken die Wettbewerbsfähigkeit.

Attraktive Bewertung, aber hohe Schwankungsbreite

Doch trotz dieser Fortschritte ist das ADR (6,00 Euro; MXP225611567) kein Selbstläufer. Das operative EBITDA sank im ersten Quartal 2025 um 18% auf 601 Mio. Dollar, dies vor allem aufgrund des schwachen mexikanischen Pesos, der mit 65 Mio. USD negativ zu Buche schlug. Ohne den positiven Einmaleffekt aus dem Verkauf von Vermögenswerten in der Dominikanischen Republik wäre der Gewinn deutlich geringer ausgefallen. Diese Abhängigkeit von externen Faktoren – Währungsschwankungen, Zinspolitik, Baukonjunktur – ist ein strukturelles Risiko.

Auch der Kursverlauf spricht eine klare Sprache: In der Vergangenheit reagierte die Aktie stark auf konjunkturelle Entwicklungen, politische Ereignisse und Wechselkursschwankungen – was sie aus Anlegersicht zu einem Hochrisikotitel macht.

Die Bewertung erscheint zwar attraktiv: Bei einem geschätzten Gewinn je Aktie von 0,80 Dollar für 2025 liegt das KGV bei 8, die Dividendenrendite dürfte für das Geschäftsjahr 2025 rund 2% betragen, wobei Analysten im Schnitt künftig mit weiter steigenden Zahlungen rechnen. Aber die starke Schwankungsanfälligkeit relativiert diese Bewertung, da Cemex alles andere ist als ein defensiver Titel.

Auch uns wurde das sprunghafte Kursverhalten jüngst zum Verhängnis. Denn im Zuge einer der Abwärtswellen hat die Notiz den von uns bei 5,95 Euro festgezurrten Stopp-Loss-Kurs gerissen. Eingezogen hatten wir diesen aus Gründen der Absicherung knapp über dem bei der Kaufempfehlung am 07.04.2021 gültigen Einstiegsniveau von 5,90 Euro.

Cemex präsentiert sich strategisch klar ausgerichtet, gut positioniert und technologisch ambitioniert. Doch das makroökonomische Umfeld, die Ergebnisstruktur und die Kursvolatilität sprechen aktuell gegen einen Neueinstieg.

Cemex bleibt ein interessanter Beobachtungskandidat – ist aber aktuell kein Kauf. Vor einem etwaigen Neueinstieg sollten Anleger die kommenden Quartale und die Umsetzung der angekündigten Kostensenkungen abwarten und dabei gleichzeitig darauf achten, ob es dem Kurs gelingt, in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen.

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