Dividendenaktien

Worauf es bei der Dividende wirklich ankommt

Der Mai wird wieder einmal zum wahren Festmonat für Dividendenjäger: Zahlreiche deutsche Unternehmen aus DAX, MDAX, SDAX und ausgewählten Small Caps laden zur Hauptversammlung ein – und setzen dabei auf attraktive Auszahlungen an ihre Aktionäre. Doch Vorsicht: Hohe Dividendenrenditen können trügerisch sein.

Klaus Brune,
Dividenden
Dividenden © AdobeStock: ภาคภูมิ ปัจจังคะตา

Auch für das Geschäftsjahr 2024 können Anleger auf hohe Ausschüttungen deutscher Unternehmen hoffen. Geschätzt werden die Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX in Summe etwa 60 Mrd. Euro auskehren – und damit erstmals seit der Corona-Krise nur leicht unter dem Vorjahresrekord von 62,5 Mrd. Euro bleiben. Angesichts globaler Standortdebatten und einer eher verhaltenen Konjunktur in Deutschland ist dieser Wert jedoch nach wie vor beachtlich.

Das Gros der Hauptversammlungen findet im Mai statt – der Monat ist deshalb Hochsaison für Dividendenjäger. Für viele Anleger ist die Dividende als ausgeschütteter Cashflow ein wichtiger Bestandteil der Gesamtrendite – insbesondere in Zeiten hoher Marktvolatilität und wirtschaftlicher Unsicherheit. Beim DAX trägt sie langfristig rund ein Drittel zur Gesamtperformance bei.

Dividendenrendite ist kein heiliger Gral

Wir haben daher auch in diesem Jahr unsere Kaufempfehlungen in DAX, MDAX, SDAX und bei ausgewählten Nebenwerten durchforstet und nach der Höhe der Dividendenrendite geordnet (siehe unsere Tabelle mit 25 aktuellen Kaufempfehlungen, sortiert nach Dividendenrendite). Doch die bloße Höhe dieser Kennzahl ist aber kein verlässliches Qualitätsmerkmal. Das Ranking hilft sogar dabei, den Blick dafür zu schärfen, was uns diese Zahl nicht verrät.

Ein hoher Wert kann einerseits aus einer Dividendenerhöhung resultieren, was eine positive Entwicklung signalisiert. Er kann aber auch das Ergebnis einer schwachen Kursentwicklung sein. In diesem Fall nagt der Kursverlust an der Gesamtrendite oder übersteigt diese sogar. In unserer aktuellen Auswahlliste rangieren etwa Daimler Truck, Villeroy & Boch und Deutsche Beteiligungs AG weit oben, ohne seit Empfehlung deutlich an Wert gewonnen zu haben.

Umgekehrt landen einige Musterdepot-Werte wie MLP, Bilfinger, Deutsche Telekom oder Cewe nur im Mittelfeld – was allein daran liegt, dass ihre Dividendenrendite infolge der Kursgewinne niedriger ausfällt. Und die auf Allzeithoch notierenden Aktien von Talanx und Deutsche Börse erscheinen scheinbar abgeschlagen auf den hinteren Plätzen.

Blick auf die Ausschüttungsquote lohnt

Neben der Kursentwicklung ist die Ausschüttungsquote ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung einer Dividende: Welcher Anteil des erwirtschafteten Gewinns fließt an die Aktionäre? Bei den DAX-40-Unternehmen liegt dieser Wert im Schnitt bei rund 40% – ein gesundes Maß.

So verbleibt genug Liquidität im Unternehmen, um durch Forschung und Entwicklung oder gezielte Zukäufe das eigene Geschäftsmodell zu stärken. Deutsche Börse oder Talanx etwa haben zuletzt rund 40% ihres Gewinns ausgeschüttet – den Frankfurtern blieb dadurch Spielraum für Übernahmen wie SimCorp, den Hannoveranern für das Erstversicherungsgeschäft von Liberty Mutual.

Das Gegenbeispiel liefert Evonik: Trotz der beachtlichen Dividendenrendite von 5,9% und der konstanten Zahlung von 1,17 Euro je Aktie in den letzten vier Jahren überstieg der Jahresüberschuss nur 2021 die Dividendensumme. Die konstante Auszahlung ist aber auf Dauer nur tragfähig, wenn das Geschäft wieder anspringt.

Stabilität ist Trumpf

Unternehmen, die über Jahrzehnte stabile oder steigende Dividenden zahlen, beweisen Widerstandskraft – selbst in Krisenzeiten. In Deutschland weisen Münchener Rück, Allianz, Beiersdorf und Henkel die konstantesten Dividendenhistorien auf. Zwar erreicht keines dieser Unternehmen den Status eines Dividendenaristokraten – also 25 aufeinanderfolgende Erhöhungen –, doch sie kommen diesem Ziel bereits sehr nahe.

Mit Bechtle und Mensch und Maschine stechen zwei wachstumsstarke Nebenwerte hervor. Beide überzeugen mit stetig steigenden, verlässlich planbaren Dividenden – und könnten sich langfristig ebenfalls in den Kreis der deutschen Dividendenelite einreihen. Auf unserer Kaufliste stehen sie jedenfalls weit oben.

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