Medizintechnik

Warum Siemens Healthineers dem Aufschwung 2025 hinterherhinkt

Trotz solider Zahlen und günstiger Bewertung bleibt Siemens Healthineers an der Börse zurück. Anleger fürchten US-Zölle und China-Risiken — auf die das Management reagiert hat. Sind die Sorgen übertrieben?

Klaus Brune,
Das Siemens Healthineers Logo in Washington
Das Siemens Healthineers Logo in Washington © AdobeStock

Trotz robuster Geschäftszahlen und einer attraktiven Bewertung hinkt Siemens Healthineers 2025 deutlich hinter dem Gesamtmarkt hinterher. Seit Jahresbeginn liegt die DAX-Aktie (46,52 Euro; DE000SHL1006) rund 9% unter dem Wert zu Jahresbeginn, während der Leitindex fast 19% zulegte.

Sorgen um China und die USA

Anleger fokussieren sich vor allem auf geopolitische Risiken: Neue US-Zölle für Medizintechnik belasteten bereits im dritten Quartal das Ergebnis mit etwa 100 Mio. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr (per 30.9.) nennt Finanzvorstand Jochen Schmitz 200 bis 250 Mio. Euro; mittelfristig werden Effekte von bis zu einer halben Milliarde Euro pro Jahr befürchtet. Die unsichere US-Handelspolitik erschwert zudem Investitions- und Produktionsentscheidungen bei wichtigen Kunden.

Gleichzeitig verliert der chinesische Markt, lange Wachstumstreiber für den Konzern, an Dynamik. Ein Umsatzrückgang und verschärfte regulatorische Auflagen in China, wo Siemens Healthineers zuletzt etwa 11% der Gesamterlöse erzielte, nähren aus Sicht vieler Anleger die Sorge, dass die Erlangener in einem ihrer Schlüsselmärkte Marktanteile verlieren könnten. Konzernchef Bernd Montag steuert mit zwei Maßnahmen dagegen: dem Aufbau von „Twin-Factories“ in den USA zur Verlagerung von Wertschöpfung und von „Mega-Depots“ zur Entlastung der Lieferketten. Gleichzeitig wird in China verstärkt lokal produziert, was Beschränkungen für ausländische Hersteller abmildert. Im dritten Quartal legten alle Regionen zu; Amerika sogar zweistellig.

Übertriebener Abschlag

Wir rechnen in den kommenden drei Jahre mit einem Wachstum von 5% pro Jahr beim Umsatz und von 8,5% beim Gewinn je Aktie. Das würde dabei helfen, die EBIT-Marge von derzeit rund 15% bis zum Ende des Geschäftsjahres 2027/28 in Richtung 18% zu hieven. Damit läge Healthineers bei der Profitabilität zwischen Marktführer Medtronic (etwa 25%) und Europa-Konkurrent Philips Healthcare (etwa 10%). Trifft das ein, ist die Aktie heute unterbewertet. Das auf Sicht der 12-Monats-Gewinne errechnete KGV liegt mit 18,5 rund 17% unter dem langjährigen Schnitt (22,4). Der Abschlag ist deutlich höher als bei Medtronic und Philips (jeweils 7%). Während ein Discount gegenüber dem US-Marktführer nachvollziehbar ist, erscheint der Abschlag gegenüber Philips überzogen.

Wir hatten Siemens Healthineers im Mai wegen der unklaren Zollbelastungen auf Halten abgestuft. Da diese mittlerweile klar beziffert sind, stufen wir die Aktie wieder auf Kaufen hoch, mit unverändertem Stopp bei 40,50 Euro.

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