Touristik

Tui – Die Risiken überwiegen die Chancen

Ist eine Aktie erst einmal am Boden angekommen, fällt es ihr oft nicht leicht, wie Phoenix aus der Asche wieder aufzusteigen. So ergeht es momentan auch dem weltgrößten Touristikkonzern Tui. Wann genau ist der Moment des Turnarounds gekommen, fragen uns des Öfteren PB-Leser?

Bislang  erwies sich unsere abwartende Haltung vor der Kapitalerhöhung (vgl. PB v. 3.3.) als goldrichtig – für die Aktie ging es seither um rd. 62% abwärts. Doch auch jetzt sehen wir bei der Analyse der Fundamentaldaten noch Risiken, die wir nicht einfach beiseite wischen können.

Ein Hauptproblem sehen wir weiterhin im negativen EBIT. Zwar gelang dem Konzern im 1. Hj. (per 31.3.) ein Anstieg ggü. dem Vj. um fast 34%. Mit einem Verlust von 406,3 Mio. Euro bleibt das operative Ergebnis der Hannoveraner aber weiterhin tief in den roten Zahlen. Noch schlimmer: Im Q2 verlangsamte sich zudem das EBIT-Wachstum auf nur noch 28%. Wegen der schwachen operativen Entwicklung kann die Nettoverschuldung, die ohne den Effekt der Kapitalerhöhung (KE) um rd. 7% auf 4,2 Mrd. (mit Effekt: 3,1 Mrd.) Euro zum Vj. zulegte, derzeit nicht stärker abgebaut werden. Die schwächere Performance im Q2 zeigte sich auch unterm Strich. Statt eines Anstiegs wie im Q1 (+48,1%; Verlust von  0,14 Euro) sank das EPS im Q2 sogar um 2,4% auf einen Verlust von 1,26 Euro.

Seit dem Zwischenhoch im März bei 8,10 Euro verlor die Aktie (6,65 Euro; DE000TUAG505) denn auch rd. 17% an Wert. Nichtsdestotrotz bestätigte das Management die im Geschäftsbericht 2022 gesteckten Ziele („deutliche“ Steigerungen bei Umsatz, EBIT und ROCE). Darüber hinaus soll die ber. Nettobelastung nur noch 40 bis 60 Mio. (zuvor: 60 bis 80 Mio.) Euro betragen und die Nettoverschuldung (inkl. KE-Effekt) auf 2,4 Mrd. Euro schmelzen.

Wir glauben, dass die Ziele im Vergleich zur gedrückten Vergleichsbasis seit Corona zwar durchaus zu erreichen sind. Allerdings müsste Tui in der zweiten Jahreshälfte – trotz des Sommergeschäfts – überproportional viel verdienen, sollte die hohe 2023er-Markterwartung eines Umsatzes von 19,9 Mrd. Euro sowie eines EBIT von 976,9 Mio. Euro noch erreicht werden.

Hoffnung macht Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert: Urlauber buchen wieder mit längerem Vorlauf und die Gästezahlen der letzten Wochen lagen wieder über dem Jahr 2019. Doch bei einem negativen EBIT scheint der Rückstand kaum aufholbar. Daher lockt auch das optisch günstige 2023er-KGV von 9 nicht. dog

Wir bleiben bei Tui außen vor.

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