Pharmazeutika & Biotechnologie

Merck – Zwei von drei Segmenten überzeugen

Der feste Euro und eine Rückstellung im kleinsten Segment Electronics belasteten das Quartalsergebnis von Merck. Doch die Entwicklung der beiden großen Sparten macht Mut. Worauf es in den kommenden Quartalen ankommt.

Klaus Brune,
Blick auf das Merck Innovation Center in Darmstadt
Blick auf das Merck Innovation Center in Darmstadt © Merck

Der feste Euro wird die Entwicklung von Merck im Q2 belasten, die Margenentwicklung bei Healthcare aber antreiben, hatten wir in unserem Preview geschrieben. Beides traf mit den am Donnerstag (7.8.) vorgelegten Zahlen ein. Nicht auf dem Radar hatten wir einen durch einen Sonderfaktor verschärften Margenknick bei Electronics, der die DAX-Aktie (104,15 Euro; DE0006599905) zeitweise bis auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 drückte.

So lief das Quartal

Im Q2 sank der Umsatz um 2% auf 5,26 Mrd. Euro, das bereinigte EBITDA um 3% auf 1,46 Mrd. Euro. Konzernchefin Belén Garijo sprach in der Telefonkonferenz von einem „erheblichen Gegenwind von der Währungsseite“. Ohne Wechselkurseffekte legten die Erlöse um 2%, der operative Gewinn sogar um fast 5% zu. Das Management passte die Guidance erneut an: Der Umsatz soll organisch nur noch um 2 bis 5% (statt 2 bis 6%) klettern, das bereinigte EBITDA aber organisch mit 4 bis 8% sogar etwas stärker zulegen als zuletzt gedacht (statt 2 bis 7%).

Wie es in den Segmenten lief

Healthcare und Life Science (zusammen rund 83% der Erlöse) zeigten sich robust. Bei Life Science liege der „Lagerabbau der Kunden nach der Pandemie endlich hinter uns“, die Book-to-Bill „komfortabel über 1,0“, so CFO Helene von Roeder. Healthcare profitierte von starken Verkäufen (u.a. Erbitux), niedrigeren F&E-Ausgaben und Kostendisziplin. Ergebnis: eine beeindruckende Marge von 37,2%. Die Entwicklung bei Healthcare war auch der Grund für die bessere Konzern-Guidance beim EBITDA.

Electronics dagegen schwächelte weiter und deutlich stärker als befürchtet: Der Umsatz sank um 7,4%, das EBITDA halbierte sich, die Marge fiel auf nur noch 15,1% (üblich: 20 bis 25%). CFO von Roeder verwies auf verschobene Kundenprojekte und Rückstellungen im Zusammenhang mit Lieferantenproblemen. Ein Teil des Rückgangs ist also temporär, aber Merck muss zeigen, dass sein Halbleitergeschäft mittelfristig wie versprochen stärker als der Markt wachsen kann.

Insgesamt weist die Margenentwicklung bei Healthcare und bei Life Science in die richtige Richtung. Der Margenknick bei Electronics muss sich in den kommenden Quartalen als temporär erweisen.

Wie steht’s um die Bewertung?

Die Gewinnschätzungen für 2025 hatten sich zuletzt bei etwa 8,25 Euro je Aktie stabilisiert. Auf Basis der Schätzungen für die nächsten zwölf Monate ergibt sich ein historisch günstiges KGV von 12 – so attraktiv war das Papier in den vergangenen zehn Jahren nie bewertet. Viele Risiken erscheinen eingepreist.

Merck überzeugt operativ in zwei von drei Segmenten. Der Rückschlag bei Electronics ist zwar nicht ohne, dürfte aber größtenteils temporär sein. Angesichts der attraktiven Bewertung bestätigen wir unsere Kaufempfehlung. Den Stopp belassen wir unverändert bei 84,50 Euro.

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