Automobilhersteller

Margenprobleme bei Mercedes-Benz

Trotz bereits gedämpfter Erwartungen nach der Gewinnwarnung am 19. September verlor die Mercedes-Benz-Aktie am Freitag (25.10.) nach Veröffentlichung der Q3-Zahlen zeitweise 3% – offenbar hatten Analysten einen geringeren Margenrückgang erwartet.

Luftaufnahme des Mercedes-Benz Stadions in Atlanta, Georgia, USA
Luftaufnahme des Mercedes-Benz Stadions in Atlanta, Georgia, USA © AdobeStock

Besonders schwach entwickelte sich die Marge in der Pkw-Sparte, die im dritten Quartal einen deutlichen Rückgang von 12,4% auf nur noch 4,7% verzeichnete (zum Vergleich: im zweiten Quartal lag sie bei 10,1%, im ersten Quartal bei 9,6%). Auch das EBIT der gesamten Gruppe halbierte sich im dritten Quartal nahezu und sank von 4,8 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro. Parallel dazu fiel der Umsatz um 6,7% auf 34,5 Mrd. Euro.

Mercedes-Benz führt diese Entwicklung auf konjunkturellen Gegenwind und intensiven Wettbewerb in China (Umsatzanteil: 17%) zurück. Zudem belastet ein ungünstiger Produktmix das Ergebnis. Die Absatzzahlen im Top-End-Segment gingen um rund 12% im Vergleich zum Vorjahr zurück und machten nur noch 12,3% des Gesamtabsatzes aus (Vj.: 13,7%). Die Strategie von CEO Ola Källenius, den Fokus auf hochpreisige Fahrzeuge zu legen, zeigt derzeit nicht den gewünschten Erfolg. Seit mehreren Quartalen bleibt der Premiumhersteller hinter dem Absatzanteil von 16 bis 18% im Luxussegment zurück, der unmittelbar nach der Pandemie erreicht wurde.

Der Gewinnrückgang kam aber nicht völlig überraschend: Seit Jahresbeginn wurden die Gewinnschätzungen bereits um 17% gesenkt. Mercedes-Benz hatte im September zudem seine EBIT-Margenprognose für die Auto-Sparte für 2024 von 10–11% auf 7,5–8,5% herabgesetzt.

Nach den ersten neun Monaten liegt die bereinigte EBIT-Marge der Auto-Sparte bei 8,0% (Vj.: 13,6%). Im Q4 wäre eine Marge von rund 8% erforderlich, um den Mittelwert der Prognose zu erreichen – eine Marke, die angesichts der bisherigen Halbjahresergebnisse erreichbar scheint, auch wenn das Q3 zeigt, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist.

Eine zentrale Maßnahme zur Verbesserung der Rentabilität ist die konsequente Kostenreduktion. „Wir drehen jeden Stein um“, betonte CFO Harald Wilhelm in der Telefonkonferenz. Der Konzern bleibt zudem seiner Strategie treu, Profitabilität über Volumen zu stellen. Rückenwind erwartet Wilhelm durch eine anziehende Nachfrage bei Luxusmodellen nach den jüngsten Modellwechseln. Zur Stärkung des Marktanteils in China, insbesondere im Elektrosegment, plant Mercedes-Benz die Einführung neuer Modelle im Mittelklassesegment.

Positiv hervorzuheben ist der freie Barmittelzufluss (Cars + Vans), der dank gesunkener Lagerbestände auf 2,39 Mrd. Euro anstieg und damit über dem Vorjahreswert von 2,35 Mrd. Euro liegt. Diese Kennzahl ist wichtig, da sie den finanziellen Spielraum für Dividenden und Aktienrückkäufe erhöht und so den Total Shareholder Return der DAX-Aktie (57,41 Euro; DE0007100000) unterstützen kann.

Aufgrund der historisch attraktiven Bewertung, die wir in PB v. 10.10. sehr detailliert analysiert haben, ist Mercedes-Benz weiterhin eine Halten-Position. Leser beachten den engen Stopp bei 53,65 Euro.

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