Halbleiterindustrie

Fortec – Vorstandsbeben mit Fragen

Im Juli 2024 hatte Fortec den Vertrag mit Sandra Maile vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Jetzt wurde die Firmenchefin mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Aktionäre reagieren verschnupft.

Thomas Koch,
Halbleiter & Chips
Halbleiter & Chips © AdobeStock: dimlight

Statt der im vergangenen Sommer angekündigten „Kontinuität und Verlässlichkeit in der Führungsetage“ kam es beim Systemanbieter Fortec in dieser Woche zum großen Knall. Am Montag verkündete der Aufsichtsrat (AR) den sofortigen Rauswurf von CEO Sandra Maile sowie das freiwillige Ausscheiden von COO Ulrich Ermel spätestens zum Ablauf seines Vertrags Mitte 2026. Zwei Tage später wurde die „Neuaufstellung der Unternehmensführung“ angekündigt. Aufhorchen lässt dabei das Statement des AR-Vorsitzenden Christoph Schubert, dass man die neue Führung so aufstellen will, „dass Fortec wieder eine klare strategische Richtung erhält, sich marktorientiert neu positioniert und damit die Grundlage für nachhaltiges Wachstum legt“. Das klingt so, als wäre zuletzt einiges schiefgelaufen.

Tatsächlich hatte Fortec seine Prognose für das abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 (per 30.6.) zweimal revidieren müssen. Nach vorläufigen Zahlen (26.8.) wurde der letzte Zielkorridor dann aber erreicht (Umsatz am unteren, EBIT am oberen Ende). Rein operative Gründe erscheinen auch deshalb unlogisch, weil eben nur ein Teil des zweiköpfigen Vorstands mit sofortiger Wirkung gehen muss. Zudem beteuert das Unternehmen auf Nachfrage, dass Prognoseaufstellungen „nicht zwingend Einfluss auf Neubesetzungen des Vorstands haben“.

Rätselraten über die Hintergründe

Als möglicher „wichtiger Grund“ kämen optional zum Beispiel grobe Pflichtverletzungen, ein strafbares Verhalten oder ein nachhaltiger Vertrauensverlust infrage. Frau Maile lässt über eine Sprecherin aber ausrichten, „dass ihr kein Sachverhalt bekannt ist, der einen Entzug ihrer Führungsverantwortung rechtfertigt“. Aus Branchenkreisen hören wir zudem, dass sie über den Umgang mit ihrer Person seitens des Unternehmens erschüttert sei.

Inwieweit sich das Vorstandsbeben auf die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 auswirkt, wird sich beim Earnings-Call (30.10.) zeigen. Spätestens dort rechnen wir auch mit weiteren Details zu den Hintergründen der Freistellung. Die Aktie (13,80 Euro; DE0005774103) ist in diesem Umfeld auf den tiefsten Stand seit 5 ½ Jahren gefallen. Wir haben zuletzt wegen der attraktiven Bewertung und der durchgängigen Profitabilität des Unternehmens wie angekündigt an einer sinnvollen Einstiegsstrategie gearbeitet. Das finale Kaufsignal blieb aber aus.

Wir warten bei Fortec zunächst ab.

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