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Deutsche Börse – Sind die Schatten auf dem Q1 temporär?

Deutsche Börse ist im Auftaktquartal ein Opfer zu hoher Markterwartungen geworden. Doch es gibt auch Segmente, in denen uns die Entwicklung im Q1 nicht gefällt. Wir ändern daher unsere Einschätzung zu der Aktie.

Klaus Brune,
Deutsche Börse Group in Prag
Deutsche Börse Group in Prag © AdobeStock

Der Finanzmarkt senkte schnell den Daumen. Um bis zu 5% verlor die Aktie der Deutschen Börse, nachdem der Börsenplatzbetreiber am Montagabend (28.4.) Zahlen für das Q1 vorlegte, die die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Sowohl die Erlöse (+5,6% auf 1,5 Mrd. Euro) als auch das EBITDA (+4,2% auf 912 Mio. Euro) lagen im Auftaktquartal unter den – hochgesteckten – Erwartungen der Analysten. Dass die Verwerfungen rund um die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump im Q1 den mit 40% Erlösanteil wichtigsten Bereich „Trading & Clearing“ (Erlöse: +9,3%; EBITDA: +9,1%) noch nicht so stark bewegten wie von den Analysten erhofft – geschenkt. Denn die wahren Verwerfungen kamen ja erst nach dem „Liberation Day“ am 2.4. und damit zu Beginn des Q2.

Schwächelt Investment Management Solutions?

Kritischer sehen wir die Entwicklung im zentralen Segment „Investment Management Solutions“ (25% der Erträge). Hier schrumpften die Erlöse trotz der Hoffnungen auf positive Impulse durch die SimCorp-Übernahme um 0,7%, das EBITDA ging sogar um 13,8% zurück. Die Marge in diesem Bereich sackte auf 30,7% ab, so schwach wie in den Quartalen mit der stärksten Kostenbelastung durch die Integration. In der Telefonkonferenz mit Analysten bemühte sich CEO Stephan Leithner, die Entwicklung mit Einmaleffekten aus hohen Geschäftsabschlüssen im Vorjahr zu erklären. Die nächsten Quartale würden gewohnt stark verlaufen. CFO Gregor Pottmeyer verwies zudem auf die wiederkehrenden Umsätze im Software-Solutions-Bereich, die um 15% und damit im Bereich der Guidance zulegten.

Die anderen Bereiche erfüllten die Erwartungen. Fund Services blieb gewohnt stabil wie ein Brett (Erlöse steigen zweistellig, Marge weitet sich beständig aus), Securities Services (25% der Erträge) wächst stetig und margenstark (EBITDA-Marge: 75%).

Lösen sich erste Schatten im Jahresverlauf auf?

Es sind also erste Schatten auf der exzellenten Entwicklung unseres Musterdepotwerts zu erkennen. Die Guidance für das Gesamtjahr blieb jedoch unverändert. Sowohl Leithner als auch Pottmeyer ließen relativ deutlich erkennen, dass bei der Prognose für das Gesamtjahr noch Luft nach oben sei. Leithner verwies dabei unter anderem auf neue Wachstumstreiber durch das gestiegene Interesse an europäischen Assets. Pottmeyer ergänzte, dass man die Guidance erst nach sorgfältiger Abwägung lediglich bestätigt habe: Wenn aber die Volatilität und das Interesse an europäischen Assets hoch blieben, ergebe sich „ein deutliches Potenzial dafür, diese Guidance zu übertreffen“.

Unsere Musterdepot-Aktie (268,30 Euro; DE0005810055) halbierte mit den Aussagen im Call ihre Verluste. Dennoch muss die Dt. Börse im Q2 und im zweiten Halbjahr liefern. Die aktuelle Bewertung des DAX-Papiers mit dem 24-Fachen der in den kommenden zwölf Monaten erwarteten Gewinne (Schnitt: 19) ist nur bei dem angekündigten starken Gewinnwachstum gerechtfertigt.

Wir trauen der Dt. Börse das Wachstum zwar zu, stufen die Aktie aber vorerst auf „Halten“ mit neuem Stopp bei 195,00 (zuvor: 175,00) Euro ab.

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