Q2-Preview Deutsche Börse: Was Anleger jetzt im Blick haben müssen
Nachdem die Deutsche Börse viele Quartale hintereinander mit den Zahlen positiv überraschte, verfehlte sie mit dem Q1 erstmals seit langem die Markterwartungen. Diese Kennzahlen sind im Q2‑Report jetzt entscheidend.

Mit den Q1-Zahlen hatte die Deutsche Börse erstmals seit vielen Quartalen die Erwartungen verfehlt: Das Erlös- (+5,6%) und EBITDA-Wachstum (+4,2%) reichten nicht aus, um die hohe Bewertung zu stützen. Am kommenden Donnerstag (24.7.) folgen die Q2-Zahlen. Einen Pre-Close-Call mit Analysten macht der Börsenplatzbetreiber grundsätzlich nicht, veröffentlicht aber einen Analystenkonsens. Diese Faktoren sind nächste Woche wichtig:
Wachstum
Für das zweite Quartal rechnen Analysten mit einem Erlöszuwachs von nur rund 3%. Das ist neben der nachlassenden Marktvolatilität auch den EZB-Leitzinssenkungen geschuldet, die auf die Zinserträge insbesondere im Segment Securities Services drücken. Die Deutsche Börse klammert daher seit Jahresende das Zinsergebnis aus: „Ex Treasury“ dürften die Erlöse im Q2 um 9% und damit weiter auf dem hohen Niveau des Q1 (9,5%) geklettert sein.
Investment Management Solutions
Wichtig wird das Ergebnis im Segment Investment Management Solutions (IMS) sein: Nachdem im Q1 ein Großkundenabschluss zu spät fürs Reporting kam (Erlöse Q1: –0,7%), rechnen wir mit Q2-Aufholeffekten (Konsens Q2: +5%). Entscheidend ist die Profitabilität: Die IMS-Marge war im Q1 auf 30,7% abgerutscht, intern anvisiert werden nach unseren Information 35 bis 40%.
Kosten und Marge
Analysten rechnen mit einem Q2-Kostenanstieg von 2,7%, was im Rahmen der Jahres‑Guidance (+3%) liegt. Kommt es wie erwartet, steigt das EBITDA mit 3,6% etwas stärker als der Umsatz, sodass die Marge von 58,5% auf 59,0% klettern könnte.
Guidance
Eine Zielwert‑Anhebung mit Vorlage der Q2-Zahlen halten wir für unwahrscheinlich: CFO Gregor Pottmeyer hatte dies nur in Aussicht gestellt, falls Volatilität und Handelsaktivität das hohe März‑/April‑Niveau hielten – das ist ausgeblieben. Fällt das Q2 wie erwartet aus, bleibt die Dt. Börse aber voll auf Kurs zu den Jahreszielen (Erlöse: 5,2 Mrd.; EBITDA: 2,7 Mrd. Euro).
Wie passt das zur Bewertung?
Seit Ende April ist die Bewertungsprämie nur leicht zurückgegangen: Die DAX-Aktie (265,30 Euro; DE0005810055) wird aktuell mit einem 12‑Monats‑Forward‑KGV von 23,2 gehandelt (Ende April: 23,9; 10-Jahres-Durchschnitt: 19,3). Der leichte Rückgang ist maßgeblich kursgetrieben, die EPS‑Schätzungen liegen 1,5% tiefer. Damit bleibt ein Bewertungsaufschlag bestehen, dessen Berechtigung der Markt derzeit abwägt. Entscheidend wird sein, ob IMS Wachstumsraten von 8% p.a. bis 2027 bei Margen von 35 bis 40% realisieren kann – ein Szenario, das den Weg zur angestrebten 60%-Marge auf Konzernstufe ebnen würde, die Analysten dem Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre zutrauen.
Seit Ende April ist die zuvor bestehende Überbewertung deutlich zurückgegangen: Die DAX-Aktie (265,30 Euro; DE0005810055) wird mit einem 12‑Monats‑Forward‑KGV von 23,2 bewertet (Ende April: 23,9; 10J: 19,3). Die Multiple‑Kompression um 2,1% resultiert vollständig aus dem Kursrückgang (–3,6%), die EPS‑Schätzungen wurden um 1,5% gesenkt. Um den verbleibenden Aufschlag zu rechtfertigen, muss insbesondere IMS zeigen, dass Wachstumsraten von 8% p.a. bis 2027 mit einer Marge von 35 bis 40% möglich sind. Für die Gruppe würde das den Weg hin zu einer 60%-Marge ebnen, die Analysten dem Unternehmen auf Sicht von drei Jahren zutrauen.
Der strategische Schwenk hin zu Software‑ und Analysedienstleistungen für institutionelle Kunden – umgesetzt über den Simcorp‑Kauf – birgt für uns mittelfristig weiter das Potenzial für ein neues Bewertungsniveau, ähnlich wie es bei der London Stock Exchange durch den Refinitiv-Kauf der Fall ist.
Wir bestätigen Deutsche Börse vor den Zahlen daher mit „Halten“. Stopp: Weiter bei 195,00 Euro.