Sentiment

Börsenzyklen deuten auf stürmische Zeiten hin

Bei gleich mehreren Börsenzyklen stehen die Ampeln aktuell auf rot. Hohe Bewertungen und ein schwacher Zyklus-Mix sind kein gutes Vorzeichen.

David Giesecke,
Gewitter über Frankfurt am Main
Gewitter über Frankfurt am Main © AdobeStock: Circumnavigation

Fast alles in unserem Universum folgt Zyklen – von den Sonnenaktivitäten über Jahreszeiten bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Auch die Kapitalmärkte bewegen sich in einem ständigen Auf und Ab, das von unterschiedlichen Zyklen geprägt wird.

Am bekanntesten ist die vielzitierte Saisonalität, also wiederkehrende Muster im Jahresverlauf. Laut Daten von Sentiment Trader gilt der September traditionell als schwächster Börsenmonat. Aufgrund ihrer hohen Sichtbarkeit besitzt die Saisonalität jedoch oft nur begrenzte Aussagekraft.

Von größerer Bedeutung ist der Präsidentschaftszyklus. Historisch tendieren die Märkte dazu, vor Wahlen anzuziehen, da amtierende Präsidenten mit fiskalischen Impulsen für positive Stimmung sorgen. Derzeit befinden wir uns jedoch noch in der schwächsten Phase dieses Zyklus; erst im Herbst des kommenden Jahres startet die traditionell stärkste Marktphase.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Kitchin-Zyklus, benannt nach Joseph Kitchin, der ihn in den 1920er-Jahren beschrieb. Dieser rund 40-monatige Rhythmus half in der Vergangenheit, markante Wendepunkte wie das Tief nach der Dotcom-Blase, den Höhepunkt vor der Finanzkrise 2008 oder das Corona-Tief einzuordnen. Zwar liefern solche Zyklen keine exakten Daten, sie geben aber eine Orientierung, ob Anleger eher mit einem Hoch oder einem Tief rechnen sollten. Das letzte Hoch datiert vom Dezember 2024, das nächste Tief wird für den Sommer 2026 erwartet.

Backtests zeigen, dass sich eine Kombination aus 302-, 120- und 79-Tageszyklen in den vergangenen fünf Jahren als besonders treffsicher erwiesen hat. Demnach deutet die aktuelle Konstellation auf ein markantes Hoch im Dezember dieses Jahres hin – gefolgt von einer anspruchsvollen Börsenphase.

Auch der Zinszyklus liefert ein warnendes Signal. Paradoxerweise verlaufen Aktienmärkte historisch schwach in Phasen, in denen die Notenbanken die Zinsen senken.

Was könnte Anleger nun erwarten?

Zyklen sind nur ein Teil des großen Puzzles, das die Märkte bewegt. Bemerkenswert ist jedoch, dass derzeit mehrere relevante Zyklen zugleich auf eine schwierigere Börsenphase hindeuten. In Kombination mit den inzwischen sehr hohen Bewertungen der US-Indizes verstärkt dies den Eindruck einer späten Phase des aktuellen Bullenmarktes.

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