Rivalität im M&A-Geschäft ist so groß wie nie

Für Verkäufer attraktiver Mid- und Large-Cap-Unternehmen könnte es derzeit kaum besser laufen. Die guten Rahmenbedingungen und ausreichende Liquidität sorgen weiter dafür, dass die Käufer Schlange stehen und sich die Rally im M&A-Geschäft bis ins neue Jahr hinein fortsetzen dürfte. Zu diesen zentralen Einschätzungen kommt eine neue Studie von CMS Hasche Sigle in Zusammenarbeit mit dem Magazin Finance. Im Rahmen der Studie werden dreimal pro Jahr leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen sowie Investmentbanker und Berater anonym befragt.

So attraktiv der Markt derzeit für Verkäufer ist, so schwierig wird es jedoch für strategische Käufer, mit Übernahmen eigenes Wachstum und Innovationen voranzutreiben. Denn zum ersten Mal seit Einführung des M&A-Panels im Jahr 2011 sehen sich die M&A-Vertreter der Unternehmen im Wettbewerb mit den Private-Equity-Häusern nicht mehr im Vorteil. Hohe Barreserven und attraktive Bankenfinanzierungen führen dazu, dass die Finanzinvestoren bereit sind, sehr hohe Kaufpreise zu zahlen. Dies dürfte manchen Verkäufer dazu motivieren, sein Unternehmen perspektivisch nicht an einen strategischen Interessenten, sondern an einen zahlungskräftigen Finanzinvestor zu verkaufen, prognostiziert die Studie.

Digitalisierung rückt in den Fokus
45% der strategisch orientierten Käufer gaben an, dass gezielte Zukäufe inzwischen ein wichtiges Mittel sind, um das Unternehmen innovativer zu machen. Vor allem die Digitalisierung spielt hier eine vorherrschende Rolle. Für die Hälfte der Befragten ist M&A einer von vielen Treibern der Digitalisierungsstrategie, für ein Fünftel sogar einer der wichtigsten. CMS-Partner Thomas Meyding beobachtet noch einen weiteren Digitalisierungstrend mit M&A-Bezug: „Das so genannte Acqui-Hire ist häufig ein Baustein der Digitalisierungsstrategie. Es geht darum, Teams anzuheuern, die das Unternehmen bei der Digitalisierungsstrategie unterstützen sollen.“

So kompetitiv der M&A-Markt derzeit auch ist – in unkalkulierbare Risiken begeben sich die kaufbereiten Bieter keineswegs. Sie pochen während des Verkaufsprozesses zunehmend auf spezifische Compliance-Prüfungen. Drei Viertel der Befragten halten es zudem für wichtig oder sehr wichtig, sich bei M&A-Deals über Garantien gegen Compliance-Risiken wie Bestechlichkeit oder Markt- und Preisabsprachen abzusichern. „Die Compliance-Organisation zu überprüfen ist heute ein fester Bestandteil jeder Due Diligence“, meint Meyding. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, empfiehlt er zunächst die internen Prüfberichte. Jedoch komme man ohne ein persönliches Gespräch, in dem der Compliance-Verantwortliche Rede und Antwort steht, nicht aus, da sich die relevanten Themen häufig erst aus der Diskussion ergäben.

Obwohl der wirtschaftliche Konjunkturaufschwung nach der überstandenen Finanzkrise nun schon in das neunte Jahr geht, zeigen sich die Marktteilnehmer angesichts des niedrigen Zins-umfeldes und der robusten Konjunkturaussichten sehr optimistisch. Auch 2018 sollte demnach ein gutes Jahr werden, glaubt CMS-Partner Oliver Wolfgramm. „Wir sehen weiterhin in nahezu allen größeren Verkaufsprozessen Interessenten aus Asien und beraten häufig Investoren aus dem asiatischen Raum auf der Käuferseite.“ Für strategisch sinnvolle Investitionen in bedeutsamen Industrien gelte dies z. B. ungeachtet konsequenterer chinesischer Kapitalverkehrskontrollen. Auch die geänderte Außenwirtschaftsverordnung in Deutschland und angedachte ergänzende Regelungen auf europäischer Ebene würden daran derzeit kaum noch etwas ändern.

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