Gold, Häuser, Kunst – Sachwerte bleiben gefragt

Ob sich eine Investition in Kunst lohne, wird Jürgen Raeke von seinen Kunden häufig gefragt. Angesichts von Millionenbeträgen, die z. T. bei Auktionen erzielt werden – den offiziellen Rekord hält Edvard Munchs „Der Schrei“, der für rund 120 Mio. US-Dollar den Besitzer wechselte – kann der Geschäftsführer von Berenberg Private Capital dies nur bejahen. Allerdings, so muss auch Raeke zugeben, erfordern Kunst-Investments ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Angesichts historisch niedriger Zinsen und dem Vertrausensverlust bei den einst als renditesicher eingestuften Staatsanleihen erfreuen sich Sachwerte anhaltend hoher Beliebtheit. Dazu gehören Aktien, aber auch Immobilien, Gold oder eben Kunstgegenstände. Sie sollten in der einen oder anderen Gewichtung in keinem gut gestreuten Portfolio fehlen. In diesem Punkt waren sich die Anlageexperten beim 8. PLATOW InvestorenFORUM einig. Doch wie bei allen anderen Investments gilt auch hier: Gut selektiert ist halb gewonnen.

Kunst – Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Wer kennt das nicht: Man besucht eine Ausstellung moderner Kunst und denkt sich beim Anblick eines einfarbigen Bildes mit kontrastfarbigem Mittelstreifen: Das kann ich auch. Der Unterschied besteht darin, dass man selbst wohl kaum am Markt erfolgreich wäre, der betreffende Künstler seine Werke jedoch für sechsstellige Beträge an den Kunstinteressierten bringt. Aber selbst das ist kein Garant für ewigen Wohlstand, denn eben dieser Künstler kann vielleicht schon einige Jahre später nur noch für einen Bruchteil dieser Summen verkaufen. Problem Nr. 1 bei Kunst-Investments: Kunstpreise sind sehr subjektiv und entstehen in gewisser Weise zufällig. Problem Nr. 2: Kunstgegenstände, seien es nun Bilder oder Skulpturen, sind schlecht handelbar, der Markt zudem intransparent. Ohne einen ausgewiesenen Experten an der Seite seien die Renditechancen für Anleger deshalb gering, so Raeke. Kein Wunder also, dass Kunst im Multi-Asset-Ansatz mit um die 3% eher einen Nischenplatz besetzt. Aber, so Raekes Fazit, langsam werde auch dieser Markt anlegerfreundlicher. Durch diverse Datenbanken lasse sich der Kunstmarkt zunehmend gut abbilden, was Investments berechenbarer mache. Dennoch bleibe es ein Anlegerziel für den eher risikobereiten Investor.

Gold – Die Mär vom sicheren Hafen?

Traditionell gilt Gold als sichere Anlage. Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wie auch der aktuellen Staatsschuldenkrise zog der Goldpreis mächtig an, die Marke von 2 000 US-Dollar je Feinunze war zum Greifen nah. Doch seit Jahresbeginn ist der Goldpreis deutlich gefallen, insgesamt nimmt die Kursvolatilität zu. Ist auch dieser vermeintlich sichere Hafen in Gefahr? Ja und nein, meint Stephan Rupprecht, Partner bei Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Losgelöst von kurzfristigen Schwankungen bleibe Gold ein wertstabiles Investment. Allerdings müsse auch Gold als vermeintlich risikoloses Investment in Frage gestellt werden, so Rupprecht.

Immobilien – Preisblase ja oder nein?

In den deutschen Großstädten wie München, Hamburg und Berlin kennen die Immobilienpreise nur eine Richtung: nach oben. Das ruft Kritiker auf den Plan, die nicht nur die Tatsache beklagen, dass Wohnraum für immer mehr Bundesbürger unbezahlbar wird, sondern auch vor einer Preisblase warnen, die kurz vor dem Platzen sei. Michael Harms, Leiter Anlagestrategie und Research bei der Bethmann Bank, sieht diese Gefahr aktuell nicht und hält das Ende der Fahnenstange auch noch nicht für erreicht. Denn die Preistreiber wie das günstige Finanzierungsumfeld und der hohe Bedarf an Neubauten blieben bestehen, so Harms. Aus Investorensicht seien die steigenden Mietpreise aber positiv zu sehen, denn ohne eine Renditeerwartung seien Investitionen auch wenig sinnvoll. Doch lohnt sich der Einstieg heute noch? Harms nimmt bereits die „zweite Reihe“ ins Visier. Während Städte wie Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf stark zugelegt hätten und die Steigerungsraten hier abflachen dürften, habe das Ruhrgebiet auf längere Sicht den höchsten Nachholbedarf. Entsprechend optimistisch fällt Harms‘ Prognose hier aus.

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