Banken suchen nach Wegen aus der Vertrauenskrise im Finanzsektor

„Lieber Geld verlieren als Vertrauen“ – diesen Wahlspruch des Unternehmers Robert Bosch (1861-1942) haben wohl die wenigsten Banker in den vergangenen Jahren beherzigt. Stattdessen sorgen immer neue Schieflagen und zwielichtige Geschäftspraktiken dafür, dass das Vertrauen in den Finanzsektor dem Nullpunkt entgegenstrebt. Doch Banken haben nicht nur Vertrauen verloren, sondern auch jede Menge Geld. Nicht zuletzt das sorgt in den Vorstandsetagen für ein Umdenken.

Denn das Geld fehlt nicht nur dank Fehlspekulationen mit wertlos gewordenen Staatsanleihen, sondern auch, weil die Banken immer mehr Geschäft an die Konkurrenz verlieren. Reiche (Unternehmer-)Familien gründen eigene „Family Offices“, den Banken bleibt oft nur noch die reine Abwicklung der Transaktionen. Vermögende Privatanleger ziehen mehr und mehr unabhängige Vermögensveralter ins Vertrauen, statt ihr Geld zu den großen Banken zu tragen.

Werte als Teil der Unternehmenskultur

Welche Konsequenzen die Branche aus diesen Entwicklungen ziehen muss, war Gegenstand einer Panel-Diskussion. Zuvor legte Olaf Huth, Vorstandsmitglied bei HSBC Trinkaus, mit einem Impulsreferat zum Thema „Wege aus der Vertrauenskrise“ die Grundlage für die lebhafte Debatte. Huth bemühte das berühmte Zitat Robert Boschs nicht umsonst. Seien es doch eben diese unternehmerischen Tugenden, auf die sich auch die Finanzbranche wieder besinnen müsse, so Huth. Werte müssten Teil der Unternehmenskultur sein, dürften dabei aber nicht „von oben“ verordnet, sondern müssten von allen Beteiligten auch „gelebt“ werden. Ein an Nachhaltigkeitsgrundsätzen orientiertes Leitbild stehe dabei auch nicht im Widerspruch dazu, Gewinne zu erwirtschaften, so Huth. Sein Haus bekenne sich auch weiterhin dazu, ertragsorientiert zu sein. Langfristig erfolgreich könne aber nur der sein, der Werte und Gewinnstreben in Balance bringt.

Über Vertrauen entscheidet allein der Kunde

Ganz ähnlich sieht das auch Konstantin Mettenheimer. Der Jurist und Steuerexperte, der im Sommer von der Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer zu Edmond de Rothschild wechselt und dort als Chairman für alle Geschäfte der Privatbank in Deutschland verantwortlich sein wird, diskutierte gemeinsam mit Günter T. Schlösser (Vorstandschef des Verbandes der unabhängigen Vermögensverwalter), BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter und Panel-Moderator Matthias Grund (K & L Gates) die sich verändernden Kundenanforderungen. Banken dürften mitverdienen, so Mettenheimer, müssten das ihren Kunden aber auch offen sagen. Kunden seien sehr kritisch, wüssten Transparenz aber zu schätzen. Ähnlich wie in der Rechtsberatung gelte auch im Vermögensmanagement: Wenn die Leistung stimmt, ist der Kunde auch bereit zu zahlen. BVI-Hauptgeschäftsführer Richter hielt dagegen. Während bei der individuellen Beratung Transparenz ein wichtiges Kriterium sei, brauche es im standardisierten Massenmarkt vor allem Vergleichbarkeit. Kann eine strengere Regulierung hier helfen? Ja und nein, glaubt Mettenheimer. Regulierung sorge zwar in gewissem Umfang für mehr Transparenz und auch Vergleichbarkeit, Vertrauen kann sie aber nicht ersetzen. Denn darüber entscheide allein der Kunde.

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