Dach-wikifolio

Von Drawdowns und Rekordhochs

Mit dem starken Anstieg des DAX (+5,5%) konnte unser Dachwikifolio auf Wochensicht diesmal nicht ganz mithalten. Durch das Kursplus von „nur“ 1,7% ist die Outperformance seit dem Start vor 4 ½ Jahren auf 13,6 Prozentpunkte gesunken. Damit ist der Vorsprung gegenüber dem deutschen Leitindex aber immer noch deutlich größer als vor dem Ausbruch der Corona-Krise Mitte Februar. Zu diesem Zeitpunkt lag die Outperformance bei ca. 8 Prozentpunkten. In den Wochen danach war der Wert in der Spitze bis auf über 24 Prozentpunkte angestiegen, weil wir von dem Absturz längst nicht so hart getroffen wurden wie der Gesamtmarkt.

Der maximale Drawdown ist in dieser Phase dennoch von zuvor 17,3% auf jetzt 24,4% angestiegen. Exakt diesen Wert hatte der DAX bis vor 2,5 Monaten im Direktvergleich (also seit November 2015) ebenfalls als Maximalverlust ausgewiesen. Dank des Corona-Crashs liegt der Index hier aber mittlerweile bei über 40%. Um das bei dieser Berechnung als Ausgangsniveau dienende Hoch wieder zu erreichen, muss der DAX vom Tief aus also fast 70% zulegen. Trotz der starken Erholung der vergangenen Wochen hat er noch nicht einmal die Hälfte dieses Weges hinter sich gebracht. Bei unserem Dachwikifolio ist die Strecke vom Crash-Tief bis zu den alten Rekordmarken mit gut 32% nicht einmal halb so weit. Aktuell fehlen uns nur noch ca. 18% bis zu einem neuen Hoch.

Dass die Eindämmung von Verlusten einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg ist, wird nahezu jeder langfristig erfolgreiche Börsianer bestätigen. Zudem sind überschaubare Rückschläge auch aus psychologischer Sicht sehr wichtig, weil man als Anleger nicht so schnell das Vertrauen verliert. Bei wikifolio.com hat es bislang allerdings nur ein relativ kleiner Teil der Trader geschafft, eine positive Performance mit einem überschaubaren Drawdown zu kombinieren. Bei gerade mal 16% der insgesamt 8 154 durch ein Zertifikat investierbaren wikifolios liegt der maximale Verlust seit dem Start bei weniger als 25%. Wenn wir die Kandidaten mit einer negativen Performance zusätzlich abziehen, bleiben unter dem Strich nur 912 und damit gut 11% aller Musterdepots übrig. Bei den Dachwikifolios, die dank der Diversifizierung generell etwas risikoärmer sein sollten, liegt die Quote bei gut 22%. Auch hier weisen also fast vier von fünf Portfolioverwaltern entweder ein Minus oder einen Drawdown von mehr als 25% aus.

Nun ist dieser Wert natürlich keine allgemeingültige Grenze, die über „gute“ und „schlechte“ Risikomanager entscheidet. Wir haben ihn nur zur Veranschaulichung ausgewählt, wo unser Dachwikifolio bei dieser Bewertungskennzahl einzuordnen ist. Dass man bei ausreichender Erfahrung und Disziplin sowie dem notwendigen Durchhaltevermögen auch mit wesentlich stärkeren Rückschlägen erfolgreich agieren kann, beweist zurzeit Christian Scheid bei seinem wikifolio Special Situations long/short. Nachdem der Kurs des Portfolios von Ende 2013 bis Anfang 2018 um 270% gestiegen war, kam es im Anschluss innerhalb von zwölf Monaten zu einem bitteren Absturz um mehr als 44%. Dabei hatte der Trader an seiner Vorgehensweise nicht groß etwas verändert. In dem Jahr gelang ihm aber einfach so gut wie gar nichts.

In den ersten Monaten des laufenden Jahres hingegen scheint alles zu Gold zu werden, was er anfasst. Die Crashphase wurde mit einem leichten Plus schadlos überstanden und seit Mitte März ist der Kurs um 52% (!) gestiegen. Heute wurde sogar ein neues Allzeithoch markiert. Geholfen hat ihm dabei eine überaus erfolgreiche Short-Spekulation auf Wirecard, die sogar von seinem Trader-Kollegen Carsten Schorn (wikifolio Abacus) offiziell gewürdigt wurde: „Ein grandioser Wirecard Put-Trade von Christian Scheid – super gemacht“. Basis der mit bis zu 150% Gewinn abgeschlossenen Spekulation war die Lektüre und Analyse des KPMG-Prüfberichts, der dann auch zum Absturz der Aktie geführt hat.

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wikifolio | 29. April 2020

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