Große Hoffnung auf den Wahleffekt

Im zweiten Teil des Ausblicks auf das neue Börsenjahr erfahren Sie heute recht ausführlich, wie zwei unserer erfolgreichsten Trader die Lage an den Aktienmärkten bewerten und was sie sich persönlich auf wikifolio-Ebene für das neue Jahr vorgenommen haben.

Für Carsten Schorn (wikifolio Abacus) kommt es darauf an, wie stark Donald Trump die Börse im Wahljahr noch beeinflusst: „Ich hätte nicht gedacht, dass 2019 so stark wird und eher damit gerechnet, dass Trump 2020 die Börse nach oben schieben will. Ich kann mir vorstellen, dass Trump, wenn es hart auf hart kommt, den Fed-Chef austauscht und mit einem seiner Leute besetzt. Neben einer starken Börse könnte auch ein nach außen hin starker, aggressiver US-Präsident auf seiner to-do-Liste stehen. Eventuell zählt er darauf, dass die Fed durch den Iran-Konflikt und möglicherweise einhergehende Unsicherheit an den Börsen gezwungen ist, den Leitzins weiter zu senken. Damit hätte er zum einen das Ziel eines starken Präsidenten erreicht und gleichermaßen niedrige Zinsen. Zuletzt bin ich auch gespannt, ob die Chinesen kurz vor der Wahl nochmal ein massives Störfeuer absetzen und beim Handelskonflikt auf maximale Konfrontation gehen – das kommt darauf an, ob sie lieber mit Trump verhandeln oder einem der anderen US-Präsidentschaftskandidaten. So gesehen könnten die Chinesen mit dem Handelskonflikt auf Zeit spielen, um dann zu gegebener Zeit in den US-Wahlkampf einzugreifen. Letztendlich aber sehr viel Spekulation – ich bleibe meiner Linie treu und investiere in einzelne Chancen anstatt blind auf den Gesamtmarkt Long zu gehen – es sei denn, es eröffnen sich wie im Dezember 2018 viele Chancen – dann bin ich auch gewillt, die Quote massiv zu erhöhen.

Auf den Wahleffekt hofft auch Joachim Köngeter, der die Investitionsquote in seinem wikifolio Tradingchancen deutsche Aktien daher anheben und etwas offensiver vorgehen möchte: „Der Liquiditätsüberschuss und der Anlagenotstand in Verbindung mit den niedrigen Zinsen lässt die Aktien alternativlos erscheinen. Das Wahljahr in den USA sollte zudem für etwas Ruhe sorgen und den Handelsstreit nicht eskalieren lassen. Mein Ausblick auf das Aktienjahr 2020 fällt daher sehr positiv aus. Bei einem Blick auf die Bewertung von Aktien kommt man im DAX zurzeit auf ein KGV von knapp 16. Der 30-jährige Durchschnitt des DAX-KGV liegt bei 19. Der DAX ist somit also relativ günstig bewertet. Den Blick auf die Bewertung von Aktien sollte man aber nicht isoliert sehen. Vor einigen Jahren noch zog man als Vergleichsmaßstab hierzu das KGV von Anleihen hinzu. Bei einem Zinssatz von 5% für eine 10-jährige deutsche Staatsanleihe (was in der Vergangenheit nichts Ungewöhnliches war) betrug das KGV 20 – mit dem Aktien-KGV also durchaus vergleichbar. Bei den heute geltenden Negativzinsen erscheint ein Vergleich utopisch. Selbst wenn die Zinsen wieder steigen würden, hätten wir bei einem Zinssatz von 1% ein KGV von 100. Um wieder ein ähnliches Bewertungsniveau von Aktien und Anleihen zu erhalten, müssten entweder die Zinsen oder die Aktien in den nächsten Jahren stark steigen. Da die Verschuldungssituation in den südeuropäischen Staaten keine wesentliche Erhöhung der Zinslast ohne die Gefahr einer Staatspleite zulassen würde, kann ich mir in den nächsten Jahren keine deutliche Erhöhung des Zinssatzes vorstellen. Die EZB dürfte weiterhin die Gelddruckmaschinen am Laufen halten, für billiges Geld sorgen und die Märkte mit Liquidität fluten. Ich glaube, wer heute von einer Blase am deutschen Aktienmarkt spricht, liegt total falsch. Die Flucht in Sachwerte und damit auch in Aktien hat meiner Meinung nach erst begonnen. Erst wenn einmal Inflation sichtbar wird – bei einer sich immer mehr ausweitenden Geldmenge eigentlich unvermeidlich – werden wir eine Blase bei den Sachwerten sehen. Angesichts des Anlagenotstandes halte ich den Aktienmarkt für fast alternativlos“.

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