Oracle wird Delle verschmerzen

Der weltweit zweitgrößte Softwareanbieter Oracle hatte die Abfahrt des Cloud-Zugs etwas verschlafen. Zuletzt fielen die Wachstumsraten aber gut aus, was den für ihre Datenbanken bekannten Texanern kräftigen Rückenwind verlieh und den Kurs der Aktie (126,12 US-Dollar; US68389X1054) binnen Jahresfrist verdoppelte. Doch nach den am Montag (11.9.) nach Börsenschluss vorgelegten Zahlen zum Start ins Gj. 2023/24 (per 31.5.) kommen Zweifel auf.
Im Q1 (per 31.8.) stieg der Umsatz lediglich um 9% auf 12,5 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Im vergangenen Gj. (+18%) und im Q4 (+17%) war das Erlöswachstum noch doppelt so hoch. Für Enttäuschung sorgte vor allem der bisherige Heilsbringer, das Cloud-Geschäft: Hier kletterte der Umsatz zwar immer noch um 30% auf 4,6 Mrd. Dollar, im Q4 hatte der Zuwachs aber noch stolze 54% betragen. Nicht besonders optimistisch klingt auch das Management um Gründer Larry Ellison, das damit rechnet, dass die Kunden wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage künftig weniger in IT-Ausgaben investieren werden. Dennoch hat Oracle im Q1 den ber. operativen Gewinn zweistellig um 13% auf 5,1 Mrd. Dollar verbessert und so eine hervorragende Marge von 41% eingefahren. Bei SAP hingegen stiegen die Umsätze „in der Wolke“ zuletzt nur um 22% und die Marge erreichte 27%. Zudem übertreffen die Cloud-Erlöse der US-Amerikaner die von SAP um satte rd. 40%.
Alles in allem traf Oracle die Konsensschätzungen, übertriebene Zukunftshoffnungen wurden jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wenn sich die erste Enttäuschung legt, werden sich Anleger vermutlich wieder darauf besinnen, dass Oracle ein seit Jahren hervorragend geführtes Unternehmen ist. Dem 2023/24er-KGV von 21 stehen solide zweistellige Ergebniszuwächse (+11%) gegenüber. Dank hoher wiederkehrender Erlöse von 77% sollte es zudem gelingen, die auf 18% (10J-Schnitt: 29%) abgerutschte Free Cashflow-Marge bis 2025/26 wieder nahe an das historische Niveau heranzuführen. sm
Bei Oracle raten wir Anlegern, sich mit einem Abstauberlimit bei 109,90 Dollar auf die Lauer zu legen. Unser Stopp liegt mit 82,00 Dollar unter dem 2023er-Tief.

Oracle
UNSER VOTUM: KAUFEN
Aktienkurs in Euro
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Die Gefahr einer Rezflation
Jahrzehntelang setzten westliche Notenbanken auf die Annahme, dass wirtschaftliche Abschwünge zu Preissenkungen führen. mehr
Hannover Rück reitet harten Markt
Gute Nachrichten kamen für Hannover Rück vom Rückversicherer-Treffen in Monte Carlo am Montag (11.9.). „Der Preis des Riskos steigt“, erklärte CEO Jean-Jacques Henchoz. mehr
Gerresheimer – Gebremste Euphorie
Binnen Wochenfrist hat die Gerresheimer-Aktie (104,30 Euro; DE000A0LD6E6) rd. 15% vom Allzeithoch bei 122,90 Euro eingebüßt. Gewinnmitnahmen und die Befürchtung, dass die Erwartungen… mehr
Apple – China bald ein Sorgenkind?
Am Dienstagabend (12.9.) richten sich die Blicke nach Cupertino, wo Apple seine Produktneuheiten vorstellt. Im Vorfeld hat die Nasdaq-Aktie (178,48 US-Dollar; US0378331005) zu einer… mehr
Kurznachrichten im Überblick
In dieser Ausgabe kümmern wir uns um Bechtle, Novo Nordisk und Hochtief. mehr
MTU Aero – Stopp wirkt
Größer als zunächst gedacht sind die Probleme bei MTU Aero. mehr
Ströer setzt Fokus auf Werbung
Ströer erwägt, den Verkauf von Statista 2024 voranzutreiben. Ziel sei es, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, wie wir von IR-Sprecher Christoph Löhrke erfahren. Dazu zählen… mehr
Talanx – Gerechtfertigte Rekordjagd
Unser Musterdepotwert Talanx markiert seit Mitte Juli ein Rekordhoch nach dem anderen (12.9.: 65,60 Euro). mehr