Zeit für einen Rücksetzer?
Nach einem starken Jahr 2023 haben der DAX 40 und der S&P 500 seit Jahresbeginn beide um etwas mehr als 10% zugelegt. Allerdings ist der S&P 500 nun historisch stark überkauft.

Ein Indikator dafür ist der prozentuale Abstand zur 200-Tage-Linie, der bei 13% liegt – ein Wert, der sich am absoluten oberen Ende der Bandbreite der letzten sechs Jahre befindet. Auch das Sentiment des „Fear- und Greed“-Indikators von CNN steht mit 73 auf Gier. Hinzu kommt, dass auch die Marktbreite (englisch: „breadth“) im deutlich überkauften Bereich liegt: Über 85% der Aktien im S&P 500 stehen über ihrer 50-Tagelinie.
In den vergangenen drei Jahren setzte am Markt fast immer ein Rücksetzer ein, nachdem ein Wert von über 90% erreicht wurde. Auch der 5-Tage-Durchschnitt des Verhältnisses zwischen Call-Optionen auf steigende Kurse und Put-Optionen auf fallende Kurse deutet mit 0,72 auf einen hohen Optimismus im Markt hin. Wie kürzlich hier berichtet (vgl. PB v. 28.3.), halten Fondsmanager zudem wenig Cash. Seit Jahresbeginn ist auch der sogenannte Momentumfaktor die am stärksten performende Strategie. Dies macht den Markt zusätzlich anfällig, da Momentum ein sich selbst bedingender und fragiler Faktor für den Markt ist. Wenn der Markt ins Stocken gerät, kann es schnell zu Abverkäufen kommen.
Gegen eine größere Korrektur spricht, dass „Market Maker“ – das sind sog. Zwischenhändler, die für den Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten Liquidität bereitstellen – derzeit nicht gegen eine anziehende Volatilität abgesichert sind. Hohe Absicherungspositionen sind historisch gesehen aber fast immer größeren Turbulenzen an den Märkten vorausgegangen. Anders als 2022 könnten auch die Zinskonditionen locker bleiben.
Trotz der anziehenden Konsumentenpreise (PCE) betonte Jerome Powell am Karfreitag, dass es gut sei, dass die Werte im Rahmen der Erwartungen ausgefallen seien. Es scheint, dass er seinen dovishen Zungenschlag fortsetzt. Anleihen mit langer Laufzeit stellen hier ein riskantes Investment dar, sollte die Inflation langfristig hoch ausfallen. Anleger sollten sich emotional auf Rücksetzer in den US-Indizes vorbereiten, denen sich auch deutsche Aktien nur schwer entziehen könnten. dag