Reise-Aktien im Höhenflug

Was für eine Handelswoche für die lange Zeit abgestrafte Reisebranche. In Großbritannien sorgte die Aussicht auf ein Lockdown-Ende im Sommer für einen Buchungsboom bei Hotels und Flügen. Aber auch weltweit steigt dank voranschreitenden Impfungen die Hoffnung, dass ab der zweiten Jahreshälfte Urlaub wieder möglich sein wird. Diese Aussichten machen Reise-Aktien zu begehrten Zielen für Investoren, die derzeit in größerem Gewinne Maße bei den bisherigen Krisenprofiteuren einstreichen. Lohnt sich ein Einstieg wie bei der Lufthansa (s. S. 1) noch oder sind die Kurszuwächse nur ein Strohfeuer? Wir schauen genauer drauf.
Natürlich fällt der Blick zu allererst auf Tui. Der Reise-Riese konnte seine Marktkapitalisierung in der zurückliegenden Handelswoche um bis zu ein Drittel steigern und ist damit auf bestem Wege, das Corona-Gap zu schließen. Die Rally des Branchenführers begann aber schon Anfang November. Seither hat sich der Kurs der Aktie (5,00 Euro; DE000TUAG000) verdoppelt. Zuversichtlich stimmt uns, dass das Papier dabei keine Fahnenstange ausbildete, sondern in regelmäßigen Abständen korrigierte. Anleger nahmen bei Zwischenhochs also Gewinne mit, was Zeichen einer gesunden Aufwärtsbewegung ist. An einem solchen Punkt könnte sich das Papier derzeit erneut befinden. Vom zur Wochenmitte erreichten Hoch bei 5,47 Euro ging es ein ganzes Stück abwärts. Operativ bleiben die Hannoveraner auf Sparkurs. Aktuell laufen Verhandlungen mit dem Betriebsrat über die Schließung von 13% der Tui-Reisebüros. Solche Kostensenkungen sollten in Verbindung mit einer Wiederaufnahme der Urlaubsbuchungen dafür sorgen, dass der Konzern im bis zum 30.9. laufenden Gj. wieder die Gewinnzone erreicht. Mit einem KGV von 21 ist die Aktie daher attraktiv bewertet.
Passen Sie bei Tui Rücksetzer bis 4,70 Euro zum Einstieg ab. Stopp bei 3,90 Euro.
Deutlich aufwärts ging es zuletzt auch für Holidaycheck. Nach mehreren vergeblichen Versuchen seit November konnte das Papier (2,12 Euro; DE0005495329) die wichtige Marke von 2,00 Euro nun nachhaltig überwinden. Der erfolgreiche Abschluss einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht, die einen Nettoerlös von 47 Mio. Euro einspielte, gab der Aktie neuen Schwung. Seit Anfang November steht jetzt ein Plus von rd. 60%. Die Mittel sollen zur Rückzahlung eines kurzfristigen Geldmarktdarlehens dienen und weitere Kapitalbedarfe decken. Uns gefällt, dass CEO Marc Al-Hames die Verschuldung im Blick hat und Wert auf eine solide Finanzierung legt, denn dies ist die Basis für künftiges Wachstum. Und damit rechnet wir schon im laufenden Jahr, wenn die Urlauber wie erwartet zurückkommen. Zumindest auf EBITDA-Ebene ist auch eine Rückkehr in die Gewinnzone möglich. Der Nebenwert ist jedoch nur für Anleger mit einer gewissen Risikotoleranz geeignet, da er recht volatil ist.
Wir raten daher zum Einstieg bei Holidaycheck unterhalb von 2,10 Euro. Stopp: 1,65 Euro.
Auch bei der Kreuzfahrt-Reederei Carnival sind die Käufer zurück. Bis zu 45% legte die Aktie (26,27 US-Dollar; PA1436583006) im Februar zu. Anders als bei Tui oder Holidaycheck ist das Corona-Gap der Aida-Mutter weitaus größer, im Januar 2020 notierte das Papier knapp über 50,00 Dollar. Die Chancen für Anleger sind dadurch ungleich höher. Wir sind überzeugt, dass der Kreuzfahrt-Tourismus im 2. Hj. wieder Fahrt aufnehmen wird. Zumindest die Urlauber im Rentenalter sind bis dahin geimpft. Deshalb dürfte das Gj. 2020/21 (per 30.11.) für Carnival besser werden als das Vj., schwarze Zahlen erwarten wir für 2021/22. Die NYSE-Aktie ist kein Highflyer, Anleger brauchen Geduld und müssen Rücksetzer einkalkulieren. Langfristig wird sich ein Einstieg aber auszahlen. Ab 100 Anteilen gibt es bei Kreuzfahrten zudem Bordguthaben.
Steigen Sie bei Carnival ein. Stopp: 20,50 Dollar.

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