Ölpreis – Wie die Saudis den Erzrivalen Iran befehden

Es mag paradox klingen, aber für die Öl-Konzerne sind fallende Rohölpreise ein Segen. Denn bei sinkenden Preisen auf den internationalen Rohölmärkten haben es die Konzerne mit der Anpassung der Preistafeln an den Tankstellen nicht sonderlich eilig. Die verzögerte Preisanpassung an der Zapfsäule sorgt bei den Öl-Multis für schöne Extra-Gewinne. Dieses für die Autofahrer höchst ärgerliche Phänomen ist gerade dieser Tage wieder einmal zu beobachten. Denn seit Anfang Oktober befindet sich der Ölpreis im Sinkflug, nachdem er zuvor kräftig gestiegen war und manche vorlaute Analysten schon Zielmarken von 100 Dollar je Barrel ausgegeben hatten.

Eingeleitet hat die Preiswende die Opec-Vormacht Saudi-Arabien, die den Ölhahn voll aufgedreht hat. Zudem deuten die Bremsspuren in der Weltkonjunktur auf eine geringere Nachfrage nach dem Schmierstoff für die Wirtschaft hin. Die Saudis wollen mit der Ölflut US-Präsident Donald Trump bei seinem Versuch assistieren, den Iran international zu isolieren. Trump drängt auf einen Boykott der iranischen Öllieferungen, um das Teheraner Mullah-Regime in die Knie zu zwingen. Die gekappte Ölzufuhr aus dem Iran führte jedoch zu kräftig steigenden Ölpreisen, was Trump um den Konjunktur-Aufschwung in den USA bangen ließ. Die von Washington betriebene Einhegung des Irans passt den Saudis indes bestens in den Kram. Teheran und Riad sind seit jeher Erzrivalen im Kampf um die Vormachtstellung im Nahen Osten. Die Saudis haben allerdings noch einen ganz anderen Grund, um Trump mit einem niedrigen Ölpreis zu gefallen. Seit der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Verwicklung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in das Mordkomplott an Jamal Khashoggi auffliegen ließ, steht das Königreich international am Pranger. Sogar Saudi-Arabien-Freund Trump sah sich genötigt, den Mord an dem saudischen Journalisten zu verurteilen und dem Königreich mit Sanktionen zu drohen. Da schien es den Saudis offensichtlich ratsam, Trump mit einer Ausweitung der Ölförderung zu besänftigen. Bis Gras über die Causa Khashoggi gewachsen ist, werden die Saudis denn auch eifrig weiter fördern. Eine abermalige Preiswende ist aber ohnehin vorerst nicht zu erwarten, da auch die Nachfrage schwächelt.

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