Schienenverkehr

Bahn – Zurück in der Gewinnspur

Das Pünktlichkeitsproblem bleibt für Bahn-Chef Richard Lutz.
Das Pünktlichkeitsproblem bleibt für Bahn-Chef Richard Lutz. © Deutsche Bahn AG - Axel Hartmann

_ „Die Deutsche Bahn fährt erstmals seit 28 Monaten Pandemie wieder Gewinn ein“, freute sich CFO Levin Holle in der Telko zu den Hj.-Zahlen des Staatskonzerns. Unterm Strich steht für die ersten sechs Monate statt der -975 Mio. aus dem Vj. ein operativer Gewinn (ber. EBIT) von 876 Mio. Euro (Umsatz: +28,4% auf rd. 28 Mrd. Euro).

Im Fernverkehr blickt Bahn-Chef Richard Lutz auf den reisestärksten Mai und Juni in der Bahn-Geschichte zurück (1. Hj. 59,1 Mio. Fahrgäste, +117%) und bei Regio treibt das 9-Euro-Ticket den Fahrgastzulauf (+60%) kräftig an. Das Experiment mit dem billigen ÖPNV sei geglückt, pries der Bahn-Lenker, wenngleich er die Kehrseite des Ansturms, überlastete Züge und Mitarbeiter, nicht schönzureden versuchte.

Der Ton blieb dennoch vor allem positiv. Gute News aus dem Bahn-Tower sind bekanntlich rarer, als es der CEO gerne hätte. Und auch jetzt glänzt nicht alles in der Bahn-Bilanz. Während Logistik-Tochter Schenker weiter auf Rekordkurs einen Großteil der Gewinne einfährt (+0,6 Mrd. auf 1,2 Mrd. Euro, Umsatz +36%), leidet Cargo weiter unter Ukraine-Krieg, Baustellen und überlasteten Strecken. Die Pünktlichkeit sei nochmal schlechter geworden (fiel von 70,8 auf 66,9%), gestand Lutz. Auch operativ entwickeln sich die Güterzüge dürftiger (-300 Mio. Euro) als erwartet. Einen Beitrag zu den von Lutz jetzt auch im Gj. angepeilten schwarzen Zahlen, konkret soll es über 1 (Vj. -1,55) Mrd. Euro operatives Ergebnis werden, wird die Sparte so sicher nicht leisten können.

Unpünktliche Züge sind aber nicht nur ein Cargo-Problem (Fernverkehr 1. Hj. 69,6%; Vj. 79,5%). Ab 2024 steht die Generalsanierung wichtiger Gleiskorridore an, für die jetzt provisorische Umleitungsstrecken gebaut werden. Lutz ist darüber nicht glücklich, sieht Staus und Verspätungen im gesamten Bahnverkehr aber als Preis für eine zukunftsfähige Infrastruktur, in die Bund und Bahn endlich massiv investieren. Seine Kunden wird er damit kaum besänftigen. Zumal Inflation und explodierende Energiekosten die Preise beim Staatskonzern treiben dürften. Cargo-Kunden bekommen es bereits zu spüren. Ob auch Regio- und Fernverkehrskunden bald mehr zahlen müssen, werde noch geprüft, wich Lutz im Call noch aus. 

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