Wenn Familienunternehmen dem Markenursprung „Adieu“ sagen

Nicht nur für Familie Otto geht mit dem Einstampfen des Otto-Katalogs eine Ära zu Ende. Im Nachkriegsdeutschland war es der von Firmengründer Werner Otto ins Leben gerufene Werbeband, der Frauen im ganzen Land zu geselligen Otto-Abenden zusammenbrachte, um gesammelt beim Versandhaus zu bestellen. Die umsatzbringenden Gastgeberinnen belohnten die Hamburger damals mit Rabatten. In Nürnberg ging vergangene Woche jetzt die letzte Ausgabe des ikonischen Katalogs in den Druck.

„Ich bin dann mal App“, lautet der griffige Slogan, mit dem Otto die digitale Werbe-Wende vollzieht. Zwischen den Zeilen die klare Botschaft: „Wir entwickeln uns weiter“. Der Abschied vom originären Produkt mag schwerfallen. Hängt daran bei vielen Familienunternehmen nicht nur die Gründer-Historie, sondern auch das eigene Selbstverständnis. Was wäre Bahlsen ohne den Leibniz-Keks oder Dr. Oetker ohne Backpulver? Während diese beiden ihre Klassiker noch produzieren, müssen sich andere Traditionsfirmen vom Kern emanzipieren, um das Überleben für nachfolgende Generationen zu sichern. Beim Hamburger Versandriesen ist es der starke Online-Handel, der den analogen Katalog, auf dessen Cover einst Schönheiten wie Claudia Schiffer, Heidi Klum und Gisele Bündchen blitzten, überflüssig macht. Für AR-Chef Michael Otto heißt das zugleich endgültig Adieu sagen zum Vermächtnis des Vaters.

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