Air Berlin zerrt Etihad vor den Kadi

Schwer zu sagen, wo im Werdegang von Air Berlin der Anfang vom Ende begann. Jahrelang gab die Gesellschaft mehr aus, als sie einflog, schrieb Verluste und häufte einen immensen Schuldenberg an. Nur mit Hilfe diverser Kapitalspritzen hielt sich die Airline am Himmel. Für Lucas Flöther ist der Fall jedoch klar. Der Insolvenzverwalter sieht Hauptaktionär Etihad in der Verantwortung. Laut Flöther habe erst der kurzfristige Rückzug der Araber aus einer „harten Patronatserklärung“ im August 2017, in der Etihad Air Berlin finanzielle Stütze für weitere 18 Monate zugesichert hatte, die marode Airline binnen weniger Tage in die Insolvenz gestoßen. Für die verprellten Gläubiger will Flöther nun kämpfen. Beim Landgericht Berlin hat der Anwalt Schadenersatzklage in Höhe von 500 Mio. Euro gegen Etihad eingereicht. Die Summe ergibt sich aus drei bislang als berechtigt geprüften Gläubigerforderungen. Da mit weiteren Ansprüchen zu rechnen ist, setzt das Gericht den Streitwert auf bis zu 2 Mrd. Euro. Bis Januar hat der einstige Geldgeber von Air Berlin Zeit, auf die Klage zu reagieren. Verhandlungen über einen Vergleich, den Flöther einer teuren und zähen Schlacht vor Gericht vorgezogen hatte, sind offenbar gescheitert.

Auch ohne einen Rechtsstreit hat die Scheich-Airline genug Probleme damit, die Feuer des längst abgesägten CEO James Hogan auszutreten. Seine gescheiterte Europastrategie, bei der sich Etihad an Air Berlin und an der ebenfalls insolventen Alitalia die Finger verbrannte, hat auch in Abu Dhabi finanziell durchgeschlagen. Vergangenes Gj. schrieb Etihad 1,5 Mrd. US-Dollar Verlust. Auch der „Letter of Comfort“ an die damalige Air Berlin-Spitze, auf den Flöther die rechtliche Grundlage für die Klage stützt, stammt aus Hogans Feder.

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