Weber – Die Kultmarke ist jetzt auch an der Börse zu haben
Grillen ist angesagt. Für viele Deutsche gehört das Garen auf heißem Rost zur liebsten Beschäftigung an warmen Sommertagen. In Zeiten des Lockdowns, als Restaurants geschlossen waren und gleichzeitig viele Menschen zu Hause geblieben sind, erlebte die Grillindustrie einen regelrechten Run. Das Marktforschungsinstitut GfK verzeichnete für 2020 alleine in Deutschland zweistellige Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr – so hoch wie nie zuvor.
Diese Trendbeschleunigung brachte dem US-Grillhersteller Weber im 1. Hj. (per 31.3.) einen Umsatzanstieg von 62% auf rd. 963 Mio. US-Dollar. Der Nettogewinn verdreifache sich sogar auf rd. 74 Mio. Dollar – fast so hoch wie das Ergebnis des gesamten Vorjahres. Grund genug also für Weber, die Gelegenheit am Schopf zu packen und sich das Grillgeschäft mit einem Börsengang (IPO) zu vergolden. Insgesamt fiel das Emissionsvolumen von 252 Mio. Dollar jedoch weitaus niedriger aus als bei Wettbewerber Traeger, der einige Tage zuvor rd. 423 Mio. Dollar mit dem IPO einnahm. Viele Investoren befürchten offenbar, die Branche hat den Zenit überschritten.
Das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan beziffert den global adressierbaren Markt für Grills und Zubehör mit 49 Mrd. Dollar und identifiziert bis 2025 jährliche Wachstumsraten von 4,5%. Weber gilt mit einem weltweiten Marktanteil von rd. 24% als Branchenprimus. Laut Börsenprospekt kommt der Grillhersteller seit 1980 auf eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 10%. Sofern diese Dynamik beibehalten werden kann, wird Weber demnach stärker wachsen als der Gesamtmarkt. Hierfür setzt der Premiumhersteller auf einen starken Markenauftritt und positioniert seine High-End-Geräte auch als Lifestyle-Produkte. Die teuersten Produkte werden mit vierstelligen Preisschildern versehen. Deshalb gehen wir davon aus, dass das Unternehmen profitabler wirtschaftet als die Konkurrenz und fühlen uns angesichts der Cash-Reserven von 380 Mio. Dollar in unserer Einschätzung bestätigt. Wettbewerber Traeger kommt hingegen nur auf einen Kassenbestand von 17 Mio. Dollar.
Weber hat aktuell eine Marktkapitalisierung von rd. 4,5 Mrd. Dollar. Wir unterstellen, dass der Konzern im Gj. 2020/21 (per 30.9.) – bei gleicher Wachstumsdynamik wie im 1. Hj. – beim Umsatz die Schallmauer von 2 Mrd. Dollar durchbricht und einen Nettogewinn von rd. 130 Mio. Dollar erzielt. Auf dieser Grundlage ergibt sich somit ein 2021-KGVe von 35, was wir für ein wenig zu teuer erachten. Keine Frage, Weber ist eine gut geführte Marke und sitzt auf einem hohen Cash-Polster. Die prognostizierten Wachstumsraten sind aber nicht groß genug, um eine Bewertung dieser Größenordnung zu rechtfertigen. Wir können uns aber gut vorstellen, die NYSE-Aktie (15,00 Dollar; US94770D1028) einzusammeln, falls der Kurs 15 bis 20% unter das aktuelle Niveau fällt.
Bis dahin landet Weber auf der Beobachtungsliste.