OPEC-Schock als Wendepunkt – Haben wir das Tief bei Öl gesehen?
Smart Money setzt auf das Ende der Ölschwäche, während das Angebot schwindet. Können Entspannungen bei den Handelskriegen eine neue Ölrallye auslösen?

Die Energie- und insbesondere die Ölpreise sind in den vergangenen Jahren kräftig gefallen. Seit dem Höchststand 2022 büßte Öl der Sorte Crude mehr als 50% ein. Am Montag (5.5.) kapitulierten die Öl-Bullen regelrecht angesichts der OPEC-Entscheidung, die Fördermengen auszuweiten – zugleich markierte dieser Tag das bisherige Tief. Seitdem zog der Kurs um rund 10% an. Öl findet seinen Boden oft gerade dann, wenn die Stimmung besonders pessimistisch ist – nach dem Motto: „Was kann jetzt noch schlimmer kommen?”
Angebotszerstörung in vollem Gange
Gleichzeitig hat der Bärenmarkt nun auch die Angebotsseite im Ölsektor erreicht. Die niedrigen Preise führten laut Daten von Baker Hughes allein in den USA zu einem Rückgang der Ölförderanlagen um 25 im Vergleich zum Vorjahr, was einem Rückgang von 4% entspricht. Allein in der ersten Maiwoche wurden sechs Anlagen stillgelegt – ein deutliches Signal dafür, dass Angebot vom Markt verschwindet.
Die sogenannten „Commercials“, die vor allem aus physischen Ölhändlern und Produzenten bestehen und aufgrund ihrer tiefen Marktkenntnisse historisch oft richtig positioniert sind, stehen derzeit am oberen Ende ihrer historischen Positionierungsbandbreite. Im Gegensatz dazu sind laut Umfragedaten der Bank of America die sonst eher zyklisch agierenden Fondsmanager im Energiesektor ungewöhnlich gering engagiert.
Gold als Vorbote von Öl?
Nicht zuletzt die Gold-Rally gibt Hoffnung für den Ölmarkt. So nimmt Gold mit seinen Bewegungen die Dynamik im Ölpreis historisch oft vorweg – siehe 2020: Gold steigt aufgrund von Inflationserwartungen, während Öl in Zeiten akuter Inflation steigt. Dieses Wechselspiel zwischen Öl und Gold könnte erneut ablaufen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der aktuell in Europa und den USA wieder anziehenden Anleiherenditen von Staatsanleihen, die auf eine weitere Einpreisung von Inflationsdruck hinweisen. Sollte es bei der Kehrtwende der US-Regierung im Handelskrieg mit China bleiben, muss nun auch die Nachfragedynamik im Ölmarkt neu bewertet werden.