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Bertrandt – Gelingt die Wende?

Nicht erst seit diesem Jahr befindet sich die Bertrandt-Aktie (36,90 Euro; DE0005232805) im Abwärtstrend. Seit dem Allzeithoch Anfang 2015 hat das Papier über 70% an Wert verloren. Auffällig ist, dass beim Ingenieurdienstleister bereits vor der Corona-Pandemie das Wachstum stagnierte und sich die Profitabilität sukzessiv verschlechterte. Von den 9,8% bei der EBIT-Marge im Geschäftsjahr 2014/15 waren 2020/21 noch 2,4% übrig. Etwas Anlass zur Hoffnung geben daher die Zahlen für 2021/22 (per 30.9.), die ein Umsatzzuwachs von 19% ggü. Vj. auf 1,01 Mrd. Euro sowie eine Margenverbesserung um 170 bps auf 4,1% zeigten.

Mit fast 90% vom Gesamtumsatz ist die Automobilbranche die wichtigste Kundengruppe. Hier bieten die Schwaben ein breites Leistungsspektrum entlang des gesamten Produktentstehungsprozesses, von der Konzeption und der Entwicklung über den Fahrzeugbau bis hin zur Simulation und Erprobung. Wesentliche Treiber des Geschäftsmodells sind Innovationen wie E-Mobilität, automatisiertes und vernetztes Fahren, aber auch größere Modell- und Variantenvielfalt bei batteriebetriebenen Fahrzeugen. Dank steigender Entwicklungsbudgets seitens der Automobilhersteller ist der Nachfragetrend nach Bertrands Dienstleistungen durchaus positiv, ungeachtet der gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen.

Der Vorstand sieht zudem großes Potenzial in der Luftfahrtbranche, wo man bereits Kontakte zu einem europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen hat. Für das Geschäftsjahr 2022/23 rechnet die Konzernleitung mit einem Anstieg der Gesamtleistung um 60 bis 100 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge zwischen 4,1 und 7%. Bisher fehlt uns aber der überzeugende Beleg, dass Bertrand nachhaltig von dem Transformationsprozess der Autoindustrie profitiert. Neue Geschäftsfelder trafen in der Vergangenheit oft auf hohen Preisdruck und Anlaufkosten, was zumindest teilweise den Margenrückgang erklärt. Die jüngste Entwicklung ist ermutigend, allerdings erscheint es verfrüht, von einer echten Trendwende zu sprechen. Das 2023er-KGV von 11 ist nur attraktiv, wenn sich die Profitabilität tatsächlich weiter erholt. Ein Einstieg drängt sich daher momentan noch nicht auf.  

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