Was macht Kupfer ohne China?

"Den Kupferpreis hatten wir schon länger auf unserer Watchlist für eine Short-Spekulation. Das rote Metall war jahrelang stark vom Boom in China getragen worden. Als Begründung wurde immer darauf verwiesen, dass die Chinesen für ihre Infrastrukturmaßnahmen jede Menge Kupfer benötigen und damit für eine anhaltend starke Nachfrage sorgen. "

Und tatsächlich ist das Reich der Mitte mit einem Anteil von rund 40% der mit Abstand größte Kupfer-Importeur weltweit. Allein im März wurden wieder 420 000 Tonnen Kupfer und Kupferprodukte importiert. Das war ein Anstieg von 31% gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Quartal lag die Steigerungsrate sogar bei knapp 38%. Trotzdem ist der Preis für Kupfer in den vergangenen Wochen und Monaten nicht mehr gestiegen.

Ein Grund dafür könnte sein, dass ein Teil des importierten Metalls gar nicht für konjunkturelle Maßnahmen genutzt wird. Stattdessen wurde das Kupfer vor allem von kleineren Unternehmen benötigt, um an frisches Geld zu kommen. So sollen im chinesischen Schattenbanken-System die ausgegebenen Kredite zu großen Teilen (je nach Quelle zwischen 30 und 80%) genau mit diesem Kupfer besichert worden sein. Ein gefährliches Spiel, denn wenn die Kredite auf Grund eines fallenden Kupferpreises plötzlich notleidend werden, müssen die Sicherheiten (also das Kupfer) verkauft werden, was schnell einen Dominoeffekt auslösen kann.

Die Regierung will dieses Vorgehen deshalb wohl auch stoppen. Zudem scheint es fraglich, ob sich die Geschäfte mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen an den Währungsmärkten noch lange lohnen werden. Sollte die Nachfrage nach Kupfer künftig sinken, trifft dies auf ein nach Branchenstudien wahrscheinlich weiter steigendes Angebot. Für das laufende Jahr rechnet etwa die International Copper Study Group mit einem Überschuss von mehr als 400 000 Tonnen. Vor allem die Minenproduktion soll mit Blick auf mehrere neu in Betrieb gehende Minenprojekte kräftig zulegen.

Nachdem sich der an der COMEX (CME Globex) gehandelte Kupferpreis lange Zeit seitwärts bewegt hat, kam es in der ersten Märzhälfte zu einem starken Einbruch. Die anschließende Erholung lief über mehrere Wochen, fiel aber vergleichsweise schwach aus. Am Dienstag wurden wieder stärkere Verkäufe beobachtet. Das könnte der Startschuss für die nächste Abwärtswelle gewesen sein. Wir haben deshalb zur Wochenmitte eine Short-Spekulation auf den Kupferpreis gestartet. Der Mini Short Future von Vontobel mit einem Basispreis von 3,419 US-Dollar und einer Knock-out-Schwelle von 3,333 Dollar bezieht sich aktuell noch auf den April-Future, wird aber wahrscheinlich in der kommenden Woche in den Mai-Kontrakt gerollt. Weil der aktuell rund 3 Cent unter dem April-Future notiert, wird der Basispreis beim Rollvorgang entsprechend angepasst. So hat der Vorgang keine negativen Auswirkungen auf den Preis des Hebelprodukts. Nichtsdestotrotz sind solche Rohstoff-Trades wegen der unterschiedlichen Future-Notierungen auf lange Sicht immer mit gewissen Risiken verbunden. Anders als bei Aktien oder Indizes (oder auch den Edelmetallen) haben Anleger hier eben keinen gleich bleibenden Basiswert, sondern müssen damit leben, dass jeden Monat in einen neuen Future gewechselt wird, was im Laufe der Zeit durchaus Einfluss auf das Kursverhalten des Scheins nehmen kann. Wir planen deshalb keine allzu lange Haltedauer.

Leider folgten auf den Rückschlag am Mittwoch umgehend starke Käufe, so dass der Trade recht schnell ins Minus gelaufen ist. Die Dynamik hielt aber nicht lange an. Der über dem Hoch der jüngsten Gegenbewegung (entspricht im Mai-Future einem Niveau von rund 3,09 Dollar) liegende Stoppkurs wurde noch längst nicht erreicht. Unser bevorzugtes Szenario tendenziell fallender Notierungen behält damit vorerst seine Gültigkeit. Unter Berücksichtigung des Euro/Dollar-Wechselkurses hatte der Mini Short Future beim Kauf einen Hebel von gut 7. Wir riskieren bei diesem Trade 0,75% unseres aktuellen Kapitals.

{{ name }} Chart
{{ name }} Aktie auf wallstreet:online

ARTIKEL DIESER AUSGABE

18. April 2014

S&P 500 in Topbildungsphase

"Die Aussichten für die Aktienmärkte haben sich in den vergangenen Wochen zunehmend verschlechtert. Das über die vergangenen Jahre regelmäßig zu beobachtende „buy the dip“-Verhalten... mehr

18. April 2014

Facebook zeigt relative Schwäche

"Bei den Hightechaktien in den USA haben wir zum Ende der vergangenen Woche erneut eine fast schon panikartige Verkaufswelle gesehen. Der Nasdaq 100 erlebte an diesem Tag mit gut 3% sein... mehr