Wechselbad am Super-Wednesday

Die am Mittag veröffentlichten US-Inflationszahlen für Mai lagen mit einer Jahresrate von 3,3% gut 0,1%-Punkte unter den Erwartungen. Die Aktienmärkte feierten die in diesem Jahr seltene positive Überraschung von der Inflationsfront, während der Dollar zum Euro in kürzester Zeit gut 0,7% verlor. Bei der Leitzinsentscheidung um 20:00 Uhr hatte die Fed dagegen eine schlechte Nachricht für die Börsianer im Gepäck: Entsprechend überrascht reagierte der Markt, als zwar wie erwartet der Leitzins bei 5,5% belassen wurde, die Fed-Mitglieder im Schnitt für 2024 jedoch nur noch eine Zinssenkung von 25 Basispunkten erwarten. Zur Erinnerung: Im März, bei der letzten Projektion, waren es noch drei gewesen (vgl. PB v. 7.6.).
Auch die Pressekonferenz eine halbe Stunde später verlief nicht sonderlich dovish. Notenbankchef Jerome Powell betonte, sein Gremium brauche mehr Beweise, dass die Inflation auf die angestrebten 2% zurückgehe. Bislang sei nur ein „moderater“ Fortschritt erreicht worden. Insbesondere die Lohnsteigerungen, die laut Powell noch immer zu stark ausfielen, müssten sich abkühlen.
Die Projektionen (Dot-Plots) der Fed-Mitglieder sowie Powells Pressekonferenz versetzten den Märkten einen leichten Dämpfer. Der S&P 500 (+0,8%) und der Nasdaq 100 (+1,3%) schlossen den Handelstag dennoch deutlich im Plus. Doch welche Lehren brachte der Super Wednesday?
Die Teuerung scheint sich abzukühlen. Die Fed traut dem Braten allerdings offenbar noch nicht vollständig. Während andere westliche Notenbanken wie die EZB den Pivot bei den Leitzinsen schon eingeleitet haben, hält sich die US-Notenbank noch zurück. Die Märkte scheinen der Fed ihre falkenhafte Haltung aber nicht ganz abzukaufen: Laut FedWatch Tool der CME kalkulieren Marktteilnehmer noch immer mit zwei Zinssenkungen bis Jahresende. Auch der US-Dollar zeigt sich trotz des zunehmenden Zinsspreads zur Eurozone erstaunlich schwach. dag