Rohstoffe und Metalle – Die nächste Rally ist schon in Sicht
Die Rohstoffpreise haben sich auf breiter Front wieder abgekühlt und die Inflation scheint besiegt zu sein. Viele sehen keinen Grund mehr, Rohstoffe in ihr Portfolio aufzunehmen. Es gibt jedoch gute Argumente, warum sich Anleger genau gegen diesen Konsens positionieren sollten. Gleichzeitig zeigt die enorme Rally bei Uran, im vergangenen Jahr eine unserer heißesten Rohstoffempfehlungen, dass noch immer Dynamik im Markt vorhanden ist.
Trotz aller Befürchtungen zeigt sich die Weltwirtschaft noch immer als äußerst stabil, wodurch sich auch die Rohstoffnachfrage auf einem hohen Niveau befindet. Gleichzeitig sind die strukturellen Unterinvestments in den Rohstoffsektor noch nicht gelöst. Diese Mischung aus strukturellem und zyklischem Rückenwind dürfte die nächste Rally in Rohstoffen einleiten.
Die gesunkenen Preise vieler Rohstoffe könnten viele Investoren abschrecken. Allerdings hat eine gleichgewichtete Investition in unsere Rohstoffempfehlungen im vergangenen Jahr (Cameco, Rio Tinto, Wheaton Precious Metals und Franco Nevada) in zwölf Monaten einen Gewinn von 3% erzielt. Im Vergleich dazu liegt der Goldman Sachs Commodity Index immer noch etwa 1% unter dem damaligen Niveau. Insbesondere die Uranpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um gut 100% gestiegen. Wir halten Uran und dessen Produzenten nach wie vor für attraktive Investmentziele. Allerdings macht der nunmehr parabolische Anstieg des Spot-Preises den Sektor für Neueinsteiger riskant. Wer etwa bei Cameco unserer Empfehlung gefolgt ist und eine Rendite von über 90% erzielt hat, sollte die Hälfte seines Investments verkaufen und den Rest halten.
Öl im Fokus
Für die kommenden Monate erachten wir insbesondere den Ölsektor als besonders attraktiv. Der Ölpreis hat seit seinem Hoch im Jahr 2022 bei 120 US-Dollar deutlich korrigiert. Gleichzeitig haben die USA ihre strategischen Ölreserven massiv abgebaut, um den inflationären Druck auf die eigene Bevölkerung zu senken. Zudem sichern sich Ölproduzenten und -händler kaum noch gegen fallende Ölpreise ab. Die COT-Daten zeigen, dass die sog. Commercials bis vor Kurzem in Öl-Futures so stark positioniert waren wie zuletzt im Sommer 2023. Damals folgte in den Monaten danach eine nahezu 50%ige Rally. Ähnlich bullish waren sie Anfang 2016. Innerhalb weniger Monate stieg dann der Ölpreis um gut 100%. Die weiterhin erstaunlich starke Wirtschaft und die geopolitischen Unsicherheiten dürften die Preise weiterhin stützen.
Dennoch haben die phasenweise hohen Ölpreise die Unternehmen bisher kaum dazu bewegen können, in die Ausweitung ihrer Produktion zu investieren. Stattdessen schütten die meisten Ölförderer ihre hohen Cashflows lieber in Form von Dividenden an die Aktionäre aus. Warren Buffett äußerte sich kürzlich in seinem Investment Letter zu den fehlenden Investitionen in der Energieversorgung. Es wird erwartet, dass Amerikas Energiebedarf und die daraus resultierenden Investitionsausgaben enorm sein werden, sobald sich der Staub gelegt hat.
Der starke US-Dollar stellt auch kein Problem mehr für den Ölpreis dar. Die Korrelation zwischen beiden ist seit mehreren Jahren positiv und nicht mehr negativ. Trotz der Bemühungen der westlichen Industrieländer, den Verbrauch von fossilen Energieträgern zu begrenzen, ist die globale Nachfrage nach Öl kürzlich auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Auch Warren Buffett hat kürzlich erneut in seine Lieblingsölaktie Occidental Petroleum investiert. Wir gehen ebenfalls weiterhin von steigenden Ölpreisen aus. Letztlich hat das Anzapfen der strategischen Ölreserve in den USA den Ölpreis künstlich niedrig gehalten und letztendlich Investitionen in neues Angebot lediglich verzögert.
Nach Golde drängt . . .
Der Goldpreis hat ein neues Allzeithoch erreicht. Mit der angedeuteten Wende an den Zinsmärkten könnte das gelbe Metall nun endlich die impulsive Phase der Rally begonnen haben. Insbesondere, wenn die Inflation von hier aus wieder Fahrt aufnehmen sollte und die Notenbanken ihre angedeuteten Zinssenkungen trotzdem durchführen. Die Margen der Produzenten stehen unter Druck. Hohe Energiekosten und die Inflation haben bisher nicht zu ausreichend stark gestiegenen Edelmetallpreisen geführt.
Das Sentiment im Sektor Förderung ist derzeit negativ. Selbst große und namhafte Produzenten wie Newmont Gold handeln nahe den Tiefs des Corona-Crashs. Die jüngsten Quartalszahlen waren durchweg sehr schlecht, und von Investoren wird massiv Kapital aus dem Sektor abgezogen. Die Branche steckt derzeit kaum noch Geld in Explorationen, was perspektivisch das Angebot stark beschränken wird.
Obwohl der Goldpreis seit dem Tief im Jahr 2015 um mehr als 100% gestiegen ist, stagniert die globale Produktion bei 855 Tonnen pro Jahr. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Gold als Reservemedium für die globalen Zentralbanken immer weiter an. Historisch gesehen haben Notenbanken steigende Goldpreise genutzt, um ihre Bestände zu reduzieren. So war es zumindest in der Rally der 1970er- und 2000er-Jahre. Doch aktuell akkumulieren Notenbanken unbeirrt in die steigenden Preise hinein und sorgen für eine konstant hohe Nachfrage.
Die Fed Fund Futures preisen bereits in absehbarer Zeit wieder fallende Zinsen ein, und die vorauseilenden Parameter für die Preisentwicklung signalisieren eine nächste Inflationswelle. Der NFIB Survey zeigt, dass in den vergangenen Monaten immer mehr Unternehmen ihre Preise anheben wollen. Historisch betrachtet ist dies ein zuverlässiger Indikator für die Inflation. Fallende Zinsen und perspektivisch steigende Inflation sind eine perfekte Mischung für steigende Goldpreise.
Silber sehr gefragt
Mit dem neuen Allzeithoch von Gold ist Silber ein heißer Kandidat für eine Aufholjagd. Das Metall zeichnet sich vor allem durch die mittlerweile enorme Diskrepanz zwischen Förderkapazitäten und Nachfrage aus. Die Kosten der Silberproduktion sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Insbesondere die strukturell höheren Energiepreise und die gestiegenen Arbeitskosten machen den Minenbetreibern zu schaffen, während der Preis des grauen Metalls sogar nach unten tendierte. Der Silberpreis in US-Dollar liegt immer noch gut 50% unter dem Hoch von 2011. Große Silberminenbetreiber wie First Majestic Silver schreiben aufgrund der niedrigen Preise seit vielen Quartalen rote Zahlen.
Das Sentiment in dem Sektor ist sehr schlecht. Obwohl die Nachfrage weiter steigt, befindet sich der Sektor wegen der niedrigen Silberpreise weiterhin in einer beträchtlichen Angebotsstörung.
Das Silver Institute prognostiziert für 2023 ein Defizit von 142 Mio. Unzen. Im Vergleich dazu betrug der weltweite Bedarf im vergangenen Jahr 1,16 Mrd. Unzen Silber. Insbesondere in Mexiko, einem der wichtigsten Förderländer, ist die Silberproduktion im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20% gesunken. Diese Angebot- und Nachfrageasymmetrien führen nicht zu einem ruhigen Anstieg der Preise. Historisch gesehen neigt insbesondere der Silberpreis dazu, solche Angebotsdefizite für einige Jahre zu ignorieren, bis schließlich die Preisfindung explosiv nach oben erfolgt. Gleichzeitig benötigt die Solarbranche immer mehr Silber. Derzeit verbraucht sie bereits 140 Mio. Unzen pro Jahr. Im Hinblick auf die weltweit wachsenden Bestrebungen zur Reduzierung von Kohlendioxidemissionen wird die Nachfrage voraussichtlich weiter steigen.
Rohstoff im Fokus: Kupfer
Nach zwei Jahren Seitwärtsmarkt zeigt auch Kupfer langsam wieder Momentum. Bis 2030 wird ein erhebliches Defizit in der globalen Kupferproduktion erwartet. BMO Capital Markets prognostiziert ein Defizit von 9 Mio. metrischen Tonnen Kupfer bis zum Ende des Jahrzehnts. Diese Schätzung wird durch die wachsenden Anforderungen an Kupfer für die Elektrifizierung der globalen Wirtschaft und die grüne Energieumstellung gestützt. Eine weitere Analyse von S&P Global zeigt, dass das Defizit je nach Szenario zwischen 1,5 Mio. und 9,9 Mio. metrischen Tonnen liegen könnte. Dies hängt von der Fähigkeit der Industrie ab, ihre Kapazitäten zu erweitern und den wachsenden Bedarf an Kupfer zu decken, insbesondere für Anwendungen im Bereich der Energieumstellung.
Diese Vorhersagen verdeutlichen die Herausforderungen, denen sich die Kupferindus-trie gegenübersieht, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Insbesondere angesichts der zunehmenden Bedeutung von Kupfer in grünen Technologien und Infrastrukturen werden erhebliche Investitionen und technologische Fortschritte erforderlich sein, um diese Lücke zu schließen und die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Es ist bereits absehbar, dass es zu einer Knappheit kommen wird, da es etwa zehn Jahre dauert, um eine neue Kupfermine von der Exploration und staatlichen Genehmigungsprozessen bis zur tatsächlichen Produktion zu bringen. Gleichzeitig kämpft die Branche, wie auch andere, um Fachkräfte, die über das nötige Know-How verfügen. Auch hier hat der Bärenmarkt in Rohstoffen der vergangenen zehn Jahre zu massiv gefallenen Absolventenzahlen in den einschlägigen Studienfächern geführt, worüber viele Rohstoffunternehmen klagen. dag