US-Aktien

Netflix – Preissensible Kundschaft bremst das angestrebte Wachstum

Lineares Fernsehen über Kabel oder Satellit erreicht zwar noch immer die höchsten Einschaltquoten. Wenn aber der „Tatort“ wie am Sonntag in der Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren nur noch knapp 2 Mio. Zuschauer findet, RTL mit seinem parallel positionierten Hollywood-Film aber auch nur 2,35 Mio. Werberelevante anlockt, stellt sich durchaus die Frage, wann Alternativangebote dem klassischen Programm endgültig den Rang ablaufen werden. Mit Amazon Prime, Whatchever, Maxdome, Skyonline oder Netflix konkurrieren inzwischen mehrere Streaminganbieter um die Gunst der Zuschauer. Der Vorteil liegt auf der Hand: Ihre Inhalte kann der Nutzer sehen, wann er will und wo er will; und dank kurzer Kündigungsfristen droht auch keine teure Abofalle.

Das „Programm“ entscheidet natürlich auch hier über den Erfolg. Und da hat gerade Netflix in der Vergangenheit oft mit Serien punkten können. Seit 2013 produziert das als Videoverleih gestartete Unternehmen eigene Titel, darunter die vielbeachteten Mehrteiler „House of Cards“ und „Orange Is the New Black“, die bereits verschiedene Preise gewannen. Zuletzt konnte der US-Konzern seine Nutzerzahlen aber nicht mehr wie gewünscht steigern. Im zweiten Quartal kamen zwar 1,7 Mio. Kunden hinzu, das Management hatte zuvor aber 2,5 Mio. Neuabonnenten in Aussicht gestellt. Das dürfte auch an einer satten Preiserhöhung gelegen haben. So kostet das Standard-Abo in Deutschland statt 8,99 inzwischen 9,99 Euro im Monat. Die Argumentation von Firmengründer Reed Hastings hierzu ist eindeutig: Bessere Inhalte kosten eben mehr Geld. Noch haben die Nutzerzahlen aber Vorrang vor Gewinn. Alleine in den USA sieht das Unternehmen bis 2020 Potenzial für 60 Mio. bis 90 Mio. Abonnenten.

Ab 2017 will Netflix dann den Gewinn merklich steigern. Das EPS könnte Analysten zufolge von 2016 bis 2018 von 0,29 auf 1,73 US-Dollar stiegen. Selbst dann käme die Aktie (98,06 Dollar; US64110L1061) aber auf ein gesalzenes KGV von 57. Vom Wandel des Bewegtbild-Konsums sollten die Kalifornier aber maßgeblich profitieren. Geduldige Anleger steigen daher bis 98 Dollar ein und sichern ihr Investment unter dem Februar-Tief bei konkret 75 Dollar ab.

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