Ingenico – Bei der Digitalisierung des Konsums ganz vorne dabei
Beim bargeldlosen Einkauf hinkt Deutschland anderen europäischen Ländern hinterher. Laut Statista wurden 2015 noch gut 52% aller Bezahlvorgänge im Einzelhandel mit Münzen und Scheinen abgewickelt. Kommentatoren erklären dies oft mit der Liebe der Deutschen zu ihrem Bargeld. Vielleicht fehlen – gerade mit Blick auf die Angst vor der umfassenden Aufzeichung der eigenen Finanzströme – aber auch die überzeugenden Modelle.
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An diesen arbeitet Ingenico. Der Technolgiekonzern ist führend bei der Herstellung von Kartenlesegeräten und beteiligt sich an der Entwicklung von kontaktlosen Übertragungswegen. Die Franzosen haben sich aber auch der Verknüpfung von Händlern und Kunden über Online- und mobile Kanäle verschrieben und begleiten somit den Boom des E-Commerce. Mit diesem Angebot setzte das Fintech, das auf eine Marktkapitalisierung von knapp 4,5 Mrd. Euro kommt, in den ersten neun Monaten 1,7 Mrd. Euro um. Das bedeutet gegenüber der Vorjahresperiode ein Plus von 10%. Das dritte Quartal war allerdings von Erlöseinbrüchen in den Regionen Nord- und Lateinamerika von 31 bzw. 24% geprägt. In den USA kam die Verbreitung des Standards EMV – das ist die Abkürzung für die beteiligten Unternehmen Europay International, Mastercard und Visa – zum Erliegen, nachdem die Fed den Zwang der Händler zur Einführung von EMV gelockert hat. In Brasilien litt der Konzern unter der wirtschaftlichen Situation, im Q3 schrumpfte das BIP noch einmal um 0,8%.
Besser sieht es dagegen in der Region Europa-Afrika aus, wo Ingenico den Umsatz im Q3 um 22% steigern konnte. Während die Pariser vom Austausch alter Lesegeräte profitieren, nehmen gerade in Großbritannien und Skandinavien die eletronischen Zahlungsaktivitäten zu. Im asiatisch-pazifischen Raum stiegen die Erlöse um 12% an. In China liefere die Verknüpfung von Offline- und Onlinehandel zusätzliche Impulse, so das Unternehmen. Auf Jahresbasis peilt CEO Philippe Lazare dann ein Umsatzplus von mindestens 7% an, dabei soll die EBITDA-Marge nicht unter 20% fallen (zuletzt 21,5%). Analysten rechnen für 2017 mit einem EPS von 4,10 Euro. Nach den deutlichen Kursverlusten seit Sommer bedeutet das für den Titel (73,29 Euro; FR0000125346) ein erträgliches KGV von knapp 18. Dazu gesellt sich eine Dividendenrendite von 1,8%. Zum Vergleich: Die ähnlich aufgestellte Wirecard kommt auf ein 2017er-KGV von 21 und eine Ausschüttungsquote von 0,4%.Sollte Ingenico die EMV-Probleme gemeinsam mit den Händlern lösen, sind steigende Kurse also durchaus zu erwarten. Mutige Leser kaufen kleinere Chargen in Frankfurt bis 73,50 Euro und sichern mit Stopp 59 Euro ab.
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