Dermapharm – Klarer Fokus
Mit drei klar ausgerichteten Geschäftsbereichen hat sich Dermapharm aussichtsreich in der Spezialpharmazie aufgestellt. Das größte Segment Arzneimittel (zwei Drittel des Jahresumsatzes; EBITDA-Marge: zuletzt 47,6%) agiert hochprofitabel in Nischen, die für Wettbewerber wegen der anspruchsvollen Produktentwicklung hohe Eintrittsbarrieren aufweisen.
Der Bereich Parallelimporte (Umsatzanteil: 25%; EBITDA-Marge: in besten Zeiten rd. 3,5%; aktuell: 2,0%) sorgt für ein gesundes Grundrauschen. Spannend findet Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier aber v. a. den kleinsten Bereich pflanzliche Extrakte (Umsatzanteil: rd.10%; EBITDA-Marge: zuletzt 23,8%), wie er uns im exklusiven PLATOW-Interview erklärt. „Es handelt sich um ein Produkt, das, wenn sie den Rohstoff in der Hand haben, nicht nachgeahmt werden kann und nie seinen Patentschutz verliert.“
Mit dieser Mischung hat Feldmeier, der seit Ende 2020 auch Vorsitzender des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie ist, die bis 2024 angepeilte Verdoppelung des 2019er-EBITDAs von 177,6 Mio. Euro im vergangenen Jahr (351,1 Mio. Euro) praktisch schon erreicht. Bemerkenswert ist dabei die deutlich verbesserte operative Marge von 37,2% (2019: 22,4%). Das soll auch so bleiben: „Ich gehe davon aus, dass eine Marge von 30% plus X für uns immer möglich ist“, erklärt er auf Nachfrage. Das sehen im Übrigen auch die Analysten so, die dem Unternehmen zutrauen, die EBITDA-Marge im Schnitt von 27,3% in den vergangenen fünf auf 33,6% in den kommenden drei Jahren auszuweiten.
Für etwas Enttäuschung sorgten die jüngst vorgelegten Q1-Zahlen, die wegen Lieferkettenproblemen und Kostenerhöhungen hinter den Erwartungen zurückblieben. Aufs Jahr hochgerechnet ergäbe sich nach dem Auftaktquartal ein Umsatzrückgang von 2% ggü. 2021 (Guidance: +10 bis +13%), während das EBITDA sogar 15% unter Vj. (Guidance: +3 bis +7%) läge. Feldmeier ficht das nicht an: „Wir haben keinen Grund zur Sorge und sehen keinen Anlass, an der Prognose etwas zu ändern.“ Um weitere Lieferkettenschwächen auszugleichen, sei der Vorlauf der Bestellungen inzwischen auf bis zu 18 Monate ausgedehnt worden. Zudem stimme die Lage am aktuellen Rand: „Im Markengeschäft sehen wir aktuell eine gute Entwicklung, Parallelimporte laufen stabil und bei pflanzlichen Extrakten werden uns Neuakquisitionen wie die C3-Gruppe helfen, die Ziele zu erreichen.“ Zudem werde das Impfstoffgeschäft, bei dem die Grünwalder für Biontech den mRNA-Wirkstoff mit Lipiden mischen und abfüllen, ab dem Herbst das Geschäft wieder deutlich beleben.
Insgesamt stimmen uns die Aussagen des CEO positiv für die SDAX-Aktie (45,40 Euro; DE000A2GS5D8). Das 2022er-KGV von 13 liegt klar unter dem 3-jährigen Durchschnitt (22) und erscheint uns angesichts der erwarteten Margenausweitung, stabiler Umsatz- und Gewinnerwartungen sowie einer beständigen Free Cashflow-Marge von 16% und eines niedrigen Verschuldungsgrades (Net debt/EBITDA) von 1,2 attraktiv. Das Papier hat aber YTD die Hälfte seines Wertes eingebüßt und liegt deutlich unter den 38- bzw. 200-Tage-Linien. Weil wir zudem am 18.5. mit einem Verlust von 23% ausgestoppt wurden, wollen wir erst noch weitere operative Erfolge sehen.
Wir beobachten Dermapharm daher aufmerksam.