Rückversicherer – Nicht nur die Dividende lockt
Mit Swiss Re, Munich Re und Hannover Rück haben in den letzten beiden Wochen die weltweit größten Rückversicherer ihre Halbjahresberichte veröffentlicht. Diese zeigten erneut, wie sehr die Branche unter dem anhaltenden Preisdruck leidet. Und das Ausbleiben von Großschäden, das den Gewinn eigentlich treiben sollte, rückt die Rückversicherer in eine schlechte Verhandlungsposition.
Dieses Paradoxon wird wohl erst gelöst werden, wenn alternative Anbieter, die mit niedrigeren Kosten wirtschaften, durch Großschäden aus dem Markt getrieben werden. Hinzu kommt die für die Versicherer unerfreuliche Zinspolitik, die die Anlageergebnisse vermindert. Der Markt hatte die drei Konzerne hierfür im Lauf der vergangenen Woche deutlich abgestraft. Was sich jetzt jedoch zeigt, sind günstige Bewertungen bei KBV und KGV. Zudem erscheinen die hohen Dividenden nun noch verlockender.
Den ersten Hj.-Bericht der Branche veröffentlichte Swiss Re. Zwar konnten die Schweizer darin einen soliden Gewinn vorweisen, wobei auch das Anlageergebnis keine großen Abstriche machen musste. Jedoch drückten die Kosten des Wirbelsturms „Debbie“ den Profit. Dieser richtete Schäden von rd. 2,7 Mrd. US-Dollar an, von denen 360 Mio. Dollar bei Swiss Re gesichert waren. Am Ende meldete die Verwaltung ein EBIT von rd. 1,8 Mrd. Dollar, ein leichter Rückgang ggü. dem Vorjahr. Der Markt reagierte mit deutlichen Abschlägen. Angesichts dessen ist die Aktie (88,20 CHF; CH0126881561) nun aber äußerst günstig bewertet (2018er-KBV: 0,82; KGV: 11). Zudem lockt eine Dividendenrendite von 5,6%. Anleger steigen bei Swiss Re ein. Stopp bei 71 CHF.
Auf Swiss Re folgte mit Munich Re der größte Konzern der Branche. Auch die Bayern leiden weiter unter dem anhaltenden Preisdruck im Kerngeschäft, jedoch blieben belastende Großschäden größtenteils aus. Damit konnten bei einem operativen Ergebnis von rd. 2,1 Mrd. Euro die Erwartungen deutlich übertroffen werden. Die Börse belohnte jedoch weder die Steigerung der gebuchten Bruttobeiträge auf rd. 25 Mrd. Euro noch die aufgrund einer Steuergutschrift erhöhte Jahresprognose der Erstversicherer-Tochter Ergo. Wegen der Kursabschläge ist die Aktie (175,70 Euro; DE0008430026) nun bei einem 2018er-KBV von 0,83 und einem KGV von 11 auffallend günstig. Die hohe Dividendenrendite (5%) und das fortgesetzte Aktienrückkaufprogramm wirken zusätzlich attraktiv. Munich Re bleibt deshalb ein Kauf. Stopp bei 149 Euro.
Einen Anstieg beim EBIT konnte nur der kleinste im Bunde vermelden. Um solide 7% ging es bei Hannover Rück hoch auf rd. 800 Mio. Euro. Grund dafür war neben geringeren Großschäden ein gutes Anlageergebnis, das jedoch auch auf Einmaleffekten beruht. Beim Depotergebnis mussten auch die Niedersachsen Abstriche machen. Die Aktie (103,65 Euro; DE0008402215) litt zuletzt unter negativen Analysteneinschätzungen, die v. a. die vglw. teure Bewertung bemängelten. Nach den Rückschlägen wirkt diese bei einem 2018er-KBV von 1,29 nicht mehr allzu bedrohlich. Die Dividendenrendite (4,9%) inkl. der Aussicht auf eine Sonderdividende lockt zusätzlich. Hannover Rück bleibt ein Kauf. Stopp bei 80 Euro.