Indien braucht echte Reformen
"Wie sehr sich die Gewichte im weltweiten Kampf um Konsumenten derzeit verschieben, lässt sich exemplarisch an der (erzwungenen) Entschuldigung von Apple-Chef Tim Cook bei den chinesischen Verbrauchern oder anhand der Entscheidung des Obersten Gerichts in Indien gegen den Patentschutz von Novartis ablesen. Dass es bei der jüngsten gerichtlichen Entscheidung in Indien weniger um den Zugang der armen Bevölkerung zu innovativen Arzneimitteln, sondern um knallharte Wirtschaftsinteressen geht, wird jedoch kaum offen zugegeben. Niemand will es sich mit den Schwellenländern als künftige Absatzmärkte verscherzen.
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Wie sehr sich die Gewichte im weltweiten Kampf um Konsumenten derzeit verschieben, lässt sich exemplarisch an der (erzwungenen) Entschuldigung von Apple-Chef Tim Cook bei den chinesischen Verbrauchern oder anhand der Entscheidung des Obersten Gerichts in Indien gegen den Patentschutz von Novartis ablesen. Dass es bei der jüngsten gerichtlichen Entscheidung in Indien weniger um den Zugang der armen Bevölkerung zu innovativen Arzneimitteln, sondern um knallharte Wirtschaftsinteressen geht, wird jedoch kaum offen zugegeben. Niemand will es sich mit den Schwellenländern als künftige Absatzmärkte verscherzen.
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Indien hat sich zum globalen Pillendrehermekka entwickelt. Viele westliche Konzerne sind inzwischen auf die Ausgangsstoffe aus Asien angewiesen. Gleichzeitig strecken indische Pharmaunternehmen wie Ranbaxy oder Dr. Reddy‘s, die eine beachtliche Größe erreicht haben, ihre Fühler immer öfter Richtung Ausland aus. So hatte beispielsweise Dr. Reddy‘s im Jahr 2006 die deutsche Betapharm gekauft. Zudem legten die indischen Pharmaexporte in der Vergangenheit schneller zu als in den etablierten Märkten.
Für Indien könnten allerdings Entscheidungen wie im Fall Novartis zum Bumerang werden. Der Subkontinent ist dringend auf ausländische Investitionen angewiesen. Sonst wird die Finanzierung des immensen Leistungsbilanzdefizits zum Problem. Premier Manmohan Singh hat bereits Schritte angekündigt, um den Zufluss anzuregen. Allerdings sind sichere Rahmenbedingungen eine wichtige Prämisse für die ausländischen Geldgeber. Immerhin werden die benötigten Mittel, die Indien an ausländischem Kapital benötigt, auf mehr als 75 Mrd. USD in den kommenden beiden Jahren beziffert. Die mangelnde fiskalische Disziplin in der größten Demokratie der Erde rächt sich nun. Eine Politik, die immer wieder Wohltaten verteilt, um sich Wählerstimmen zu „kaufen“, ist nicht nachhaltig. Auch mit den möglichen „Incentives“ für Exporteure, über die in Indien derzeit bereits spekuliert wird, kann das Land seine volkswirtschaftlichen Probleme kaum lösen.
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