Bechtle vs. Cancom – Wer hat im Q1 die Nase vorn?
IT-Dienstleister sind in Zeiten der Digitalisierung gefragt. Aber nicht jeder kann uns überzeugen, wie die am Donnerstag (11.5.) vorgelegten Zahlen von Bechtle und Cancom zeigen.

Gleich zu Beginn der Telefonkonferenz stellte Bechtle-CEO Thomas Olemotz dabei klar, dass er mit der Entwicklung im Auftaktquartal zufrieden war. Der Umsatz stieg um 11,6% auf 1,5 Mrd. Euro und war damit höher als auf Sicht des Gj. avisiert (5 bis 10%). Besonders stark entwickelte sich der Bereich IT-Systemhaus & Managed Service (+19,4% im Q1; 65% vom Umsatz) dank hoher Nachfrage seitens öffentlicher Auftraggeber und Großkunden.
Die Geschäfte im E-Commerce (-0,4% im Q1; 35% vom Umsatz) enttäuschten hingegen. Kurzfristig sei eine Sättigung zu spüren gewesen, was sich v. a. im deutschen Mittelstand und in Frankreich bemerkbar gemacht habe. Aber auch wenn die Erlöse aus Deutschland und Frankreich kumuliert mehr als die Hälfte der Konzernerlöse beisteuern, rechnet der Vorstand nicht mit einem strukturellen Problem. In Frankreich hätten viel mehr die politischen Unruhen im Q1 zur Zurückhaltung beigetragen.
Das Vorsteuerergebnis (EBT) stieg zwar nur unterproportional um 7,6% auf 79,7 Mio. Euro. Der Margenrückgang von lediglich 20 Basispunkten (bps.) auf 5,2% ist im Umfeld steigender Kosten jedoch erwartbar gewesen. Wettbewerber Cancom verspürte auf Stufe EBT mit einem Rückgang von 40 bps. einen höheren Margendruck. Olemotz bestätigte derweil, dass die Marge 2023 in etwa auf dem Niveau des Vj. (5,8%) liegen soll. Der Gewinn nach Steuern stieg bei Bechtle um 8%, bei Cancom hingegen sank dieser um 10%. In einer ersten Reaktion fielen beide Werte um mehr als 5%. Mit einem YTD-Kursplus von 18% übertrifft Bechtle (39,94 Euro; DE0005158703) den Vergleichsindex MDAX (+8%).
Akkumulieren Sie Bechtle bis 38,15 Euro. Stopp: 28,60 Euro.
Cancom (29,80 Euro; DE0005419105) kommt dagegen nur schleppend voran. Nach verfehlten 2022er-Jahreszielen und einem mageren 2023er-Ausblick hing im Vorfeld der Q1-Zahlen die Messlatte schon tief. Dennoch lagen der um 7,1% auf 317,7 Mio. Euro gesteigerte Umsatz sowie das um 8% auf 24,1 Mio. Euro gesunkene EBITDA unter dem Konsens (Umsatz: 323 Mio.; EBITDA: 27,8 Mio. Euro). Höhere Personal- und Betriebskosten belasten die Profitabilität schwer. Zudem hat sich ein Sondereffekt (1 Mio. Euro) im Rahmen des langfristig ausgerichteten Sparprogramms im Q1 negativ ausgewirkt.
Cancom schwächelt schon seit Monaten und versucht u. a. mit einem Stellenabbau, die Profitabilität zu steigern. Der Chartverlauf reflektiert die fundamentale Schwächephase eindrücklich. Zwar liegt unsere Erstempfehlung aus PB v. 28.9.22 rd. 30% im Plus. Allerdings raten wir Neulesern derzeit nicht zum Kauf. pk
Halten Sie Cancom mit einem Stopp bei 25,25 Euro.