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Zentralasien – Kein Aschenputtel mehr

Zu den erstaunlichsten Konsequenzen des Ukraine-Kriegs zählt die Entwicklung Zentralasiens. Der russische Hinterhof hat sich von einer Landbrücke zwischen Europa und Asien zu einer Region lukrativer Chancen entwickelt. Das befindet jedenfalls der kasachische Think Tank Talap Center for Applied Research in einer kürzlich vorgelegten Studie. Diese Aufwertung ist auf mehrere sich überlagernde Entwicklungen zurückzuführen.

Die Region bildet das Herzstück des „mittleren Korridors“, einer Landverbindung von China nach Europa, die angesichts der westlichen Sanktionen gegen Russland von erheblichem Wert ist. Zusätzlich nimmt die wachsende Rolle der in der Region verfügbaren „kritischen Rohstoffe“ wie Seltene Erden und Kupfer sowie der Energieträger von Kohle über Öl und Gas bis hin zu Uran zu.

Darüber hinaus erhielt die Region durch den Zustrom von Menschen und Kapital aus Russland enorm starke Impulse. Insbesondere Kasachstan und Usbekistan haben diese Chancen durch marktwirtschaftliche Reformen und Privatisierungen noch einmal verstärkt und sind damit zu wirtschaftlichen Kraftzentren und attraktiven Handelspartnern geworden.

Das findet in der EU ein verstärktes Interesse und schlägt sich in finanziellem Engagement nieder. Die EU-Kommission und nationale Regierungen wollen großzügig in die Potenziale der Region investieren. Noch vor der Erschließung der Rohstoffe steht die Logistik im Fokus.

Ende Januar wurden im Rahmen des „Global Gateways Programs“ Finanzierungszusagen von über 10 Mrd. Euro für den Ausbau der Infrastruktur des Mittleren Korridors gemacht, die von Ko-Finanzierungen der Entwicklungsbanken (EIB, EBRD) sowie nationalen Regierungen begleitet werden, die ihrerseits weitere Mittel von Dritten in gleicher Höhe mobilisieren sollen. Hinzu kommen kleinere Programme zur Förderung erneuerbarer Energien und Kooperationen im Rohstoff-Sektor.

Um diese günstige Entwicklung abzusichern, verfolgen die ehemaligen Sowjetrepubliken mittlerweile eine möglichst neutrale Politik und vermeiden eine Parteinahme in den aktuellen Konflikten zwischen Russland und den westlichen Staaten. Das erfordert eine Umgestaltung der aus Sowjetzeiten überkommenen Strukturen, in denen die einzelnen Republiken als Satelliten der russischen Zentrale fungierten.

Die fünf Republiken entwickeln daher im eigenen Interesse eine bessere regionale Kooperation etwa durch Zoll- und Transitabkommen, die den regionalen Handel stützen. Das stärkt die Staaten zusätzlich durch die Wachstumseffekte einer besseren regionalen Integration. mk

Namentlich die Privatisierungen durch Platzierung von Aktien an der Börse bieten immer wieder Chancen zum Investment in dieser langfristig sehr interessanten Region. 

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