Xiaomi nutzt Smartphone als Einstiegsdroge
Mit Smartphones hat sich Xiaomi mittlerweile als feste Größe neben Samsung und Apple in der Weltrangliste etabliert. So kamen die Chinesen mit 38,5 Mio. verkauften Telefonen auch im Q1 als Nummer drei auf einen Weltmarktanteil von 12,6%. Doch wie es die genannten Konkurrenten vormachen, soll das margenschwache Handygeschäft nur als Kundenfänger dienen.
Der Konzern ist beispielsweise auch mit Smart-TVs auf dem chinesischen Festland Marktführer und baut darüber seine Internetdienste aus. Andere Produkte und Dienste rund ums Internet sowie der langfristig hoffentlich lukrative Einstieg in den Markt der Elektrofahrzeuge entsprechen viel mehr den Wünschen von CEO Lei Jun. Die bereits lange wabernden Gerüchte über ein „Mi-Car“ haben sich jedenfalls bewahrheitet und Xiaomi soll im ersten Schritt vier Elektroauto-Modelle in der Mittel- und Oberklasse planen. Die Vorstellung eines ersten Prototyps will CEO Jun noch in diesem Jahr vornehmen, während in Peking eine Massenfabrik für bis zu 300 000 Fahrzeuge im Jahr für Preise zwischen 21 000 und 43 000 Euro entstehen soll.
Doch die anhaltende Schwäche im noch dominierenden Smartphone-Geschäft mit Lieferschwierigkeiten und der Corona-Pandemie werfen den Chinesen gehörige Steine in den Weg. So brach der Handy-Absatz aller Hersteller in China allein im April um 34,2% ein und setzte den Abwärtstrend des Q1 mit einem Rückgang von 14% weiter fort. Dank internationaler Handy-Aktivitäten und Smart-TVs hielt sich Xiaomi dabei mit einem Umsatzminus von 4,6% auf 73,4 Mrd. Renminbi (RMB; rd. 10,2 Mrd. Euro) noch gut. Dazu trug auch die Premiumstrategie hochpreisiger Modelle bei: Der weltweite Durchschnittspreis der eigenen Smartphones kletterte um 14% auf 1 189 RMB. Dennoch wandelte der Erlösrückgang zusammen mit steigenden Kosten und hohen Anfangsverlusten für Zukunftsthemen den operativen Gewinn des Vj. von 8,2 Mrd. in einen Verlust von 911 Mio. RMB.
Die Aktie (1,43 Euro; KYG9830T1067) befindet sich seit Monaten im freien Fall. Auch wenn sich eine Bodenbildung im Bereich von 1,30 Euro andeutet, können wir noch keine Entwarnung geben. Denn Investoren müssen im Gj. mit einem Gewinnrückgang von rd. 27% rechnen. In den kommenden drei Jahren kalkulieren wir zudem mit Belastungen durch den Aufbau des Automobilgeschäfts, weshalb die operativen Margen mit 4 bis 6% schwach bleiben. Bedrohlich erscheint uns der Verschuldungsgrad (Net debt/EBITDA) von 2,3 zwar nicht, aber uns stört auch, dass die Kapitalrendite (ROCE) von 10,9 auf 7,2% im laufenden Jahr zurückgehen dürfte. Das 2022er-KGV ist mit 29 zudem nicht mehr attraktiv.
Leser behalten Xiaomi auf der Beobachtungsliste.