Was den Ölpreis bewegt
Als Schmierstoff der Konjunktur hängen Industrienationen weltweit am Tropf des fossilen Brennstoffs Öl. Ohne das schwarze Gold stünden Fabriken leer, Autos still und wichtige Medikamente wie Aspirin würden nicht produziert. Der Jahresstart 2023 erwies sich für Öl indes aber als eher holprig. Um 8% ging es zwischenzeitlich beim Preis abwärts – der stärkste Rückgang einer ersten Handelswoche seit 2016. Im vergangenen März markierte die Nordseemarke Brent noch ein 10-Jahres-Hoch bei 139 US-Dollar.

Die Volatilität am Ölmarkt ist dabei geprägt von drei Einflussfaktoren. 1. Angebot: Niedrige Förder- und Verkaufsmengen treiben die Preise. Die Energieknappheit im Gefolge des Ukraine-Kriegs und die relativ geringe Förderung der Opec-Staaten sind ein Beispiel. Seit dem 5.12.22 gilt zudem ein EU-Embargo gegen russisches Rohöl, das am 5.2. auf weitere Erdölerzeugnisse ausgeweitet wird. 2. Nachfrage: In Rezessionsphasen fällt der Ölpreis aufgrund geringerer Nachfrage. Infolge der Lockerungen in China drohen kurzfristig Produktions- und damit Nachfrageausfälle. Wird die Infektionswelle überwunden, dürften aber Nachfrage und somit der Ölpreis wieder steigen. 3. Wechselkurse: Die aktuelle Schwäche des Greenbacks bzw. der starke Euro helfen zumindest den Europäern, weil das schwarze Gold in Dollar gehandelt wird.
Eine genaue Prognose des Ölpreises für 2023 ist natürlich kaum möglich. Es spricht aber vieles dafür, dass sich das niedrige Preisniveau nicht halten kann. Bei einem Konsens zwischen 77 bis 110 Dollar notiert Brent mit rd. 84 Dollar aktuell bereits niedrig. Sollte der Preis aber das obere Band erreichen, dürfte die Inflation infolge höherer Sprit- und Verbraucherpreise sowie Heizkosten spürbarer werden. Besonders Unternehmen aus öl- und energiebedürftigen Industrien werden 2023 weiter auf höhere Inputkosten achten und ihre Margen im Blick behalten müssen.