Covid – Wann lenkt China ein?
Ein Einlenken scheint zunächst wahrscheinlich, steuerte China in der Vergangenheit sein Wachstum antizyklisch. Wenn, wie z.B. in der Finanzkrise, die Nachfrage aus dem Ausland als Wachstumstreiber wegbrach, reagierte die Regierung mit Infrastrukturprojekten und befeuerte den für das Wachstum so wichtigen Immobiliensektor mit attraktiveren Finanzierungsmöglichkeiten. Infrastrukturprojekte werden auch bereits hochgefahren. Nur die Immobilienbranche kann dieses Mal als Problemlöser nicht herhalten. Nach Jahren aggressivsten Wachstums steht die Branche mit einer viel zu hohen Verschuldung schon jetzt viel zu nah am Abgrund.
Der einzig verbleibende Ausweg wäre die von Investoren herbeigesehnte Lockerung der Null-Covid-Strategie und eine damit einhergehende steigende Nachfrage des heimischen Konsumenten. Tatsächlich fehlt es nicht an Potenzial, sind die Chinesen mit Ersparnissen von 44% vom BIP weltweit führend (OECD-Durchschnitt: 22%). Nicht zu unterschätzen ist jedoch, wie wichtig es für die politische Legitimation der Kommunistischen Partei ist, den Schein der erfolgreichen Staatslenkung aufrecht zu halten. Zwar spielt das Wachstum eine Rolle. Kurzfristig schlimmer jedoch wäre, stellte sich in einer aus dem Ruder laufenden Pandemie heraus, wie schlecht Chinas Gesundheitssystem und Infrastruktur immer noch sind und wie unwirksam die eigenen Vakzine sind. Ein Einlenken ist mindestens bis zum Ende der kalten Wintermonate ausgeschlossen. Auch danach wird die Gesichtswahrung der politischen Führung immer an erster Stelle stehen.