Emerging Markets

Vipshop – Zu schön, um wahr zu sein?

Die Aktie von Vipshop (10,66 Euro; A1JVJQ; US92763W1036) zählte einst zu den Highflyern an der Börse. Vor drei Jahren war der Titel noch einstellig, notierte zeitweise unter 2 Euro. Was dann folgte, war ein Traum für jeden Anleger. Es folgten Kurszuwächse von sage und schreibe mehr als 1.000%. Doch nach dem im April markierten Rekordhoch von rund 28 Euro ging es stetig abwärts. Heute kostet der Anteilschein nicht einmal mehr 10 Euro. Eingeleitet wurde der Niedergang von prominenten Short-Sellern. Capital Research, Mirtha Forsenic Research sowie Dialectic Capital-Mitgründer John Fichthorn werfen dem E-Commerce-Händler Bilanzmanipulation vor. Das Unternehmen hätte gegenüber der US-Wertpapieraufsicht SEC andere Angaben gemacht als in China, so die Analysten. Zwar wies das Management die Vorwürfe zurück. Angesichts mehrerer Betrugsfälle chinesischer Unternehmen bleibt jedoch ein fader Beigeschmack.

Insofern sind auch die frischen Zahlen, die der Flash-Sale-Spezialist vorgelegt hat, weiter mit Vorsicht zu genießen. Zwar wuchsen Umsatz und Gewinn im Schlussquartal 2015 nicht mehr ganz so dynamisch wie zu Beginn des Jahres, beachtlich sehen die Kennziffern aber nach wie aus, vor allem mit Blick auf die sich weiter eintrübende chinesische Konjunktur. Demnach konnte Vipshop seine Erlöse von Oktober bis Dezember um 65% auf 13,9 Mrd. Renminbi steigern – und lag damit gut 12% über dem Analystenkonsens. Der Nettogewinn erhöhte sich um 61% auf 741 Mio. Renminbi. Ähnlich traumhaft lesen sich auch die Zahlen zum Gesamtjahr: Vipshop weist einen Überschuss von 2,2 Mrd. Renminbi aus, ein Plus von 78% gegenüber dem Vorjahr. Zeitgleich stiegen die Erlöse um 74% auf 40,2 Mrd. Renminbi. Doch selbst wenn die Zahlen stimmen, inzwischen blickt auch Vipshop vorsichtiger in die Zukunft: So soll der Umsatz im Auftaktquartal 2016 zwischen 11,8 und 12,3 Mrd. Renminbi landen. Das entspräche einer Steigerung von „nur““ rund 40% gegenüber dem Vorjahr. Die Wachstumsdynamik lässt also deutlich nach.

Und auch die Analyse der Charttechnik verheißt nichts Gutes: Die Aktie befindet sich weiter im Abwärtstrend und hat mit dem Unterschreiten der 10-Euro-Marke erneut ein Verkaufsignal geliefert. Eine Bodenbildung dürfte daher weiter auf sich warten lassen. Steigen Sie also nach wie vor nicht in die Vipshop-Aktie ein.

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