Tokyo Electron positioniert sich für die dritte Chip-Welle

Als wir uns Tokyo Electron das letzte Mal angesehen haben, steckte der Hersteller von Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie inmitten eines Übergangsjahres. Nach einer fulminanten Rally hat sich jedoch in den zurückliegenden zwölf Monaten der Wert der Aktie (139,10 Euro; JP3571400005) halbiert. Inzwischen notiert das Papier wieder auf dem damaligen Niveau.
Die Ausgangslage heute ist allerdings wesentlich besser. So hat Tokyo Electron bereits nach neun Monaten den Umsatz um 38% auf rund 1,8 Bio. Yen (10,9 Mrd. Euro) gesteigert, den operativen Gewinn sogar um 65% auf rund 514 Mrd. Yen – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Marge stieg dabei um 470 Basispunkte auf 28,9%. Während die Nachfrage nach Endprodukten wie Computern und Smartphones weiterhin schleppend verläuft, führte die Verbreitung generativer KI jedoch zu einer steigenden Nachfrage nach entsprechenden Servern für Rechenzentren und trieb damit das Gesamtwachstum des Halbleitermarktes an.
Während sich die erste Halbleiterwelle um die Themen Cloud, IoT und Industrie 4.0 drehte, spielen aktuell die Megathemen KI, Augmented und Virtual Reality sowie Autonomes Fahren die entscheidende Rolle. Der fast 630 Mrd. US-Dollar schwere Markt dürfte sich bis 2030 auf über 1 Bio. Dollar ausweiten. Am Wachstum dürfte KI dabei rund 70% Anteil haben. Bis 2050 rechnet Tokyo Electron mit einem Marktwachstum auf über 5 Bio. Dollar, getrieben von 6G und 7G, Quantencomputer sowie Industrie 5.0.
Hier sehen wir Tokyo Electron gut positioniert: Die Japaner besitzen große Expertise bei Plasma-basierten Ätzprozessen, die für die präzise Strukturierung von Halbleiterchips entscheidend sind. Auch bei Depositionstechnologien wie CVD (Chemical Vapor Deposition) und ALD (Atomic Layer Deposition), die beim Aufbringen extrem dünner Materialschichten auf Wafern zum Einsatz kommen, hat Tokyo Electron eine entsprechende Marktstellung neben Peers wie Applied Materials, Lam Research und ASML.
Mittelfristig will Tokyo Electron die Umsätze bis 2027 auf über 3 Bio. Yen steigern, bei einer operativen Gewinnmarge von mindestens 35% und einer Kapitalrendite (ROE) von über 30%. Dafür ist das KGV mit dem 20-Fachen der für 2025 zu erwartenden Gewinne kräftig zurückgekommen. Die Bewertung nähert sich damit ihrem langjährigen Schnitt wieder an (5J: 22; 10J: 18). Zum Vergleich: Vor einem Jahr erreichte Tokyo Electron eine Bewertung von 31. Mit einem erwarteten Umsatzwachstum von 16% und einer Gewinnsteigerung um 22% pro Jahr ist die Aktie wieder attraktiv. Am 30.4. erwarten wir die Jahreszahlen mit Ausblick für 2025.
Wir beobachten die Aktie von Tokyo Electron sehr genau.