Tencent sagt Konkurrenz im Cloud- und Spielemarkt den Kampf an
Die Corona-Krise hat Tencent vergleichsweise problemlos überstanden. Zwar verlor die Aktie (49,99 Euro; A1138D; KYG875721634) im Februar/März in Frankfurt rd. ein Viertel ihres Wertes, ausgestoppt wurde unsere Langzeitempfehlung aus PB v. 15.11.18 aber nicht – PEM-Leser liegen gut 65% im Gewinn. Auch die kürzlich vorgelegten Q1-Zahlen zeigen keinerlei Dämpfer: Der Umsatz stieg um 26,4% auf 108,1 Mio. RMB (rd. 13,8 Mio. Euro), das EBITDA verbesserte sich um 25,8% auf 42,2 Mio. RMB.
Für CEO Ma Huateng bleibt da sogar noch Raum für Pathos: Gerade in dieser schwierigen Zeit sei er bestrebt gewesen, Dienstleistungen anzubieten, mit denen die Menschen in Verbindung bleiben, sich informieren oder unterhalten lassen können. Dank gestiegener Cashflows könnten nun die Investments ausgebaut werden, um die eigene Mission „Tech for Good“ zu erfüllen.
Oder geht es dem Konzern aus Shenzen, der sich mit dem Messengerdienst WeChat und Videospielen einen Namen gemacht hat, eher darum, den Wunsch der Regierung zu erfüllen? Im April hatte Peking dazu aufgerufen, in strukturelle Verbesserungen der Infrastruktur zu investieren. Am Dienstag (26.5.) meldete Tencent Vollzug: 70 Mrd. US-Dollar will der Tech-Riese in den kommenden fünf Jahren in neue Infrastruktur wie Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit stecken. Dies kann durchaus als ein Angriff auf Konkurrent Alibaba gewertet werden, der im boomenden Geschäft mit Cloud- und Unternehmenssoftware aktuell einen Marktanteil von 48% aufweist und damit deutlich vor Tencent (18%) liegt.
Doch das Stammgeschäft soll unter dem neuen Standbein keinesfalls leiden: Für 65 Mio. Dollar kaufte der Weltmarktführer für Videospiele 20% der Anteile am kleineren japanischen Entwickler Marvelous. Damit ist Tencent nicht nur größter Einzelinvestor, sondern streckt auch die Hand nach Konsolenspielen aus und wildert damit im Revier von Microsoft, Sony oder Nintendo. Besonders Letzteren dürfte der Zukauf keinesfalls schmecken, zumal es chinesische Firmen schon seit längerer Zeit auf Japans Spielemarkt mit seinen populären Mangas und Animes abgesehen haben. Für Tencent-Aktionäre könnte sich dieser Schritt jedoch bezahlt machen, auch wenn viele seit dem Mitte Mai erreichten Allzeithoch bei 54,24 Euro Gewinne mitnahmen. Zuletzt brachte das niedrigere Kursniveau bereits Käufer zurück.
Auch PEM-Neuleser greifen daher bei Tencent zu. Den Stopp ziehen wir auf 39,90 Euro nach.