Emerging Markets

Südafrika leidet unter der Politik des ANC

Südafrikas Lage hat sich weiter verschlechtert, das dritte Quartal brachte 1,2% Wachstum (annualisiert) nach 3,4% im zweiten Quartal. Zudem hat die Notenbank SARB ihre Wachstumsprojektion für 2013 im letzten Statement 2012 um einen halben Punkt von 3,4% auf 2,9% zurückgenommen (für 2014 von 3,8% auf 3,6%). Die aktuellen Schwächen sind vor allem durch die Streikwelle verursacht, die sich im Herbst durch die ganze südafrikanische Wirtschaft zog vom Bergbau bis zum Gütertransport. So belastete der Bergbau das Wachstum im dritten Quartal mit einem beachtlichen Minus von 0,6 Prozentpunkten.

Hinter dieser Streikwelle steht eine hohe Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Lebensverhältnissen, die sich kaum durch die Abschaffung der Apartheid verbessert haben. Die Spaltung zwischen Arm und Reich hat sich eher noch vertieft, wie die Entwicklung der Einkommensverteilung zeigt. Die Arbeitslosigkeit liegt unverändert bei rund 25%.

Diese schwache Entwicklung ist zu einem Teil Erbe der Apartheid, weil die ungünstige Einkommensverteilung (bei der sich das Fehlen eines gewerblich orientierten Mittelstands bemerkbar macht) zusammen mit der stark auf ausländische Konzerne gestützten Industrie zu einer sehr schwachen Ersparnisbildung führt, deren Konsequenz niedrige Investitionen (und ein laufendes Defizit der Leistungsbilanz) sind. Diese Struktur war schon in den 70er- und 80er-Jahren zu beobachten, also weit vor dem politischen Wandel, der an diesem Punkt wenig Änderung brachte. Die Brutto-Anlageinvestitionen Südafrikas machen so unverändert nur etwa 5% vom BIP aus, während bei expandierenden Emerging Markets wie Brasilien oder Russland im Trend um 20% des BIP in die Kapitalbildung gehen, wobei die asiatischen Staaten noch deutlich höhere Werte erreichen (China etwa 35%-40%).

Daher ist die Wachstumsschwäche Südafrikas nachvollziehbar. Aus schwachen Investitionen folgt eine zögerliche Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Zugleich leidet darunter auch die Wettbewerbsfähigkeit, weil geringe Investitionen zu einer langsameren Übernahme und Ausbreitung des technischen Fortschritts führen. Das Durchschnittsalter des physischen Kapitals ist angesichts der geringen Ersatzinvestitionen hoch. Diese Investitionsschwäche schlägt mittlerweile auch auf den Bergbau zurück. Diese Branche leidet unter einer mangelnden Energieversorgung, weil kaum noch in die Kraftwerke und Netze investiert wurde, so dass es – im Kohleexportland Südafrika – zu Produktionsstillständen in den Minen kam, weil es nicht ausreichend elektrischen Strom gab. Insgesamt bleibt die Infrastruktur immer noch hinter der ohnehin nur langsam wachsenden Wirtschaft zurück.

Diese Probleme schlagen sich mittlerweile auch in der Währung nieder. Der handelsgewichtete (nominale) Außenwert des Rand entwickelte sich in den vergangenen beiden Jahren noch schlechter als etwa der krisengeschüttelte ungarische Forint. Allein seit Anfang 2011 verlor der Rand rund 20% seines Außenwerts. Hier sieht die Notenbank denn auch ein zentrales Problem, vor allem für die Inflation, die bereits jetzt von der Währungsschwäche angetrieben wird. Gleichzeitig wird das laufende Leistungsbilanzdefizit Südafrikas damit immer mehr zum Problem, weil die Finanzierung über Rand-Titel entsprechend hohe Zinsen voraussetzt, die die Binnenkonjunktur stoppen würden. Die Geldpolitik wandelt auf einem schmalen Grat.

Der politische Wandel hat wenig zu einer Verbesserung beigetragen: Der neu entstandene schwarze Mittelstand rekrutiert sich in weiten Teilen aus ANC-Funktionären sowie deren persönlicher Umgebung und befasst sich überwiegend mit der Auswertung von politischen Kontakten und Einfluss. So gibt es aus der lokalen Presse Hinweise, dass Kreditprogramme zur Startfinanzierung schwarzer Unternehmer zu großen Teilen in die Anschaffung von Beteiligungen im inzwischen wenig attraktiven Bergbau genutzt wurden. Durch die schwache Rentabilität werden diese Anlagen samt der Kredite zu einer Belastung. Gleichzeitig wird aus dem ANC die Forderung nach Verstaatlichung des Bergbaus immer lauter. Vor diesem Hintergrund ist die Rückkehr Cyrill Ramaphosas als stellvertretender Parteivorsitzender in die Führung des ANC ein schlechtes Omen. Der frühere Bergarbeiterführer und Gewerkschaftsfunktionär wandelte sich zum stark im Bergbau investierten Geschäftsmann.

Die stärkste Belastung für das Investitionsklima ist aber Staatspräsident Jacob Zuma selbst geworden, der trotz inzwischen deutlichster Indizien für Korruption als ANC-Vorsitzender bestätigt wurde und sich damit wohl auch eine zweite Amtszeit als Präsident sicherte. Zuma steht im Verdacht, illegale Mittel für den Bau eines privaten Anwesens verwendet zu haben. Diese Mittel sollen demnach aus Bestechungsgeldern im Zusammenhang mit einem Rüstungsgeschäft von der französischen Thomson CSF gezahlt worden sein, wie aus einem Gutachten von KPMG hervorgeht, das im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen Zuma entstand. Die Rivalität einzelner Fraktionen und Gruppen innerhalb der Regierungspartei ANC um Einfluss auf einzelne Behörden und Institutionen dürfte den Staat weiter belasten. Die Börse ließ sich von den politischen Unsicherheiten bisher nur wenig beeindrucken. Der JSE legte in einem Jahr um 22,79% zu.

Es gibt denn auch erfolgreiche südafrikanische Unternehmen. So bereitet sich Sasol (33,129 Euro; 865 164; ZAE000006896) auf den Bau eines Gas-to-liquid- und Cracker-Werkes in den USA vor, um vom Schiefergasboom zu profitieren. Derzeit leidet vor allem der Chemiebereich unter Margendruck. Lassen Sie das zweite Akkumulieren-Limit (31 Euro) im Markt, Stopp: 25,90 Euro. Die Aktie des Pharmakonzerns Aspen (15,373 Euro; A0E T80; ZAE000066692) liegt aktuell 73,3% in Front. Bleiben Sie weiter an Bord. Ziehen Sie den Stoppkurs auf 12,40 Euro nach.

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