Märkte

So stellen sich die EM für 2025 auf

2024 ist China als Wachstumsmotor noch nicht wirklich in Gang gekommen, und mit Donald Trump drohen 2025 auch den BRICS höhere Zölle. Wie werden die EM bei dieser schweren Begleitmusik im kommenden Jahr abschneiden?

Dominik Görg,
Schwellenländer gekennzeichnet auf einer Weltkarte
Schwellenländer gekennzeichnet auf einer Weltkarte © AdobeStock

In China entfalten die jüngsten Konjunkturpakete nur allmählich Wirkung. Für eine Bodenbildung der angeschlagenen Wirtschaft dürfte es aber dennoch reichen. Entscheidend wird jetzt zum einen sein, wie die weitere Entwicklung im Immobiliensektor aussieht, und zum anderen, wie Peking den drohenden Handelskrieg mit Washington deeskalieren kann. Am Immobilienmarkt haben sich die Verkäufe bereits leicht erholt. Das hat zwei Gründe: Die Abwertung am Markt ist noch nicht vollends gestoppt, was Immobilien immer erschwinglicher macht. Zeitgleich können sich Chinesen dank der staatlichen Wirtschaftsspritzen wieder leichter Wohnraum leisten. Dem stehen die drohenden US-Zölle von mindestens 20% gegenüber. Analysten gehen von einer Staffelung der Zölle von jeweils 10% über beide Halbjahre 2025 aus. In den nächsten zwei Jahren dürften diese das chinesische BIP um 0,5% belasten.

China dürfte das Wachstumsziel von 4,5% weiterhin verfolgen und auf dem Nationalen Volkskongress im März erhebliche fiskalische Anreize ankündigen. Neben Staatsausgaben, die in direkte Infrastrukturprojekte fließen, werden eine weitere Rekapitalisierung der Banken sowie Unterstützungen des Immobiliensektors erwartet. Die People’s Bank wird ihre geldpolitische Lockerung ebenfalls fortsetzen, den Leitzins senken sowie Staatsanleihen kaufen.

Carry-Trades erneut ante portas?

Indien konnte sich aus dem Streit mit der US-Regierung bislang raushalten, droht nun aber im Zuge der BRICS-Mitgliedschaft ins Kreuzfeuer zu geraten. Auf Trumps Narrativ der De-Dollarisierung fußt die Drohung von Zöllen gegen die BRICS. Im Q3 gelang es der indischen Wirtschaft zwar, um 5,4% zu expandieren. Dies ist allerdings der niedrigste Stand im Zeitraum von sieben Quartalen. Die Reserve Bank India (RBI) hat entsprechend für 2025 die eigene Projektion von 8,2 auf 7,2% gesenkt. Schwächerer Konsum, gedämpfte Staatsausgaben sowie widrige Witterungsbedingungen, die Schlüsselindustrien bremsen dürften, tragen dazu bei.

Analysten rechnen aktuell noch mit 6.5% Wachstum. Narendra Modi steht insgesamt vor Herausforderungen: Die Inflation des Landes durchbrach jüngst mit 6,2% die Zielvorgabe von 2 bis 6%. Zudem meldeten Indiens Konzerne die schwächsten Quartalsleistungen seit über vier Jahren. Gleichzeitig ist der Konsum der Stadtbewohner, der für 60% des BIP steht, unter Wasser. Hieran hatten vor allem höhere Kreditkosten und ein stagnierendes Lohnwachstum ihren Anteil.

Und Japan? Die Bank of Japan feilt bereits an weiteren Zinserhöhungen. Die Märkte erwarten für die Sitzung am 19.12. mit großer Mehrheit von 65% einen Zinssprung um 25 Basispunkte, 83% sehen diesen Schritt spätestens im Januar kommen. Dem Yen verleiht das Aufwind – erhöht gleichzeitig aber das Risiko einer erneuten Abwicklung von Carry-Trades, wie es zuletzt im Sommer der Fall war. Die Börsen scheinen auf ein solches Szenario inzwischen etwas besser vorbereitet zu sein. Zentralbankchef Kazuo Ueda verwies zuletzt aber auf die Wichtigkeit einerseits steigender Löhne, um Zinserhöhungen früher erfolgen zu lassen, und andererseits einer starken US-Wirtschaft. Japan jedenfalls dürfte 2025 um 1,2% und 2026 um 0,9% nur leicht wachsen.

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