Singapur – Zweiter Denkzettel
"Das Präsidentenamt in Singapur gehört zu den repräsentativen Posten des Stadtstaates. Dass der knappe Wahlsieg von Tony Tan ein größeres Medienecho auslösen würde, erscheint daher zunächst ungewöhnlich. Doch er ist nur eine konsequente Fortsetzung des Ergebnisses der jüngsten Parlamentswahl.
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Das Präsidentenamt in Singapur gehört zu den repräsentativen Posten des Stadtstaates. Dass der knappe Wahlsieg von Tony Tan ein größeres Medienecho auslösen würde, erscheint daher zunächst ungewöhnlich. Doch er ist nur eine konsequente Fortsetzung des Ergebnisses der jüngsten Parlamentswahl.
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Im Mai hatte die PAP das schlechteste Ergebnis seit Gründung des Stadtstaates erzielt. Damit wurden auch Diskussionen um Singapurs autoritären Führungsstil laut.
Tan erhielt im Wahlkampf die Unterstützung von Premier Lee Hsien Loong, einigen Ministern und Gewerkschaften. Schon allein deshalb ist der knappe Vorsprung von 7 269 Stimmen als ein neuerlicher Denkzettel zu werten. Die Kritik der Bevölkerung richtet sich aber eher gegen den geringen Wohnraum und den Wettbewerb mit den Einwanderern, die rund ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung stellen. Erste Maßnahmen, etwa die Subventionierung von Immobilienkäufen für Einheimische, halfen offenbar nur begrenzt weiter.
Von Vorboten einer gravierenden, politischen Umwälzung dringt bislang allerdings wenig nach außen. Der Zweitplatzierte Tan Cheng Bock steht ebenfalls für das Establishment und für die Nähe zur PAP. Insgesamt vereinigten die beiden heißesten Kandidaten für das Präsidentenamt mehr als 70% der Stimmen auf sich. Auch die Börsianer scheinen (noch) nicht in größere Sorge zu verfallen. Der Straits Times driftete seit seinem Kursverfall Anfang August erneut ab, deutet aber eine Erholung an. Aus Anlegersicht dürfte Singapur mittelfristig ein „Hort der Stabilität“ bleiben. Schließlich kann das Wirtschaftswachstum weiterhin überzeugen. Allerdings lohnt es sich, die weitere politische Entwicklung im Auge zu behalten und auf eine moderate Machtverschiebung zu hoffen. Denn welche Unsicherheiten mit politischen Umbrüchen einhergehen können, zeigt nicht zuletzt das Beispiel Thailand.
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